Mehr Forschung zu Energiespeichern und Elektronik

Die Technologiegespräche in Alpbach haben am Donnerstag begonnen. Dabei wurde eine Reihe forschungspolitischer Neuigkeiten bekannt: So soll die Forschung zu Energiespeichern und zu Mikroelektronik forciert werden.

Der Vertrag für das neue Forschungszentrum “Silicon Austria“, das sich mit Letzterer beschäftigt, wurde in Alpbach unterzeichnet - und das exakt zwei Jahre nach der ersten Ankündigung. An dem Projekt sind der Bund, die drei Länder Steiermark, Kärnten und Oberösterreich sowie die Industrie beteiligt. In Summe sollen in fünf Jahren 280 Mio. Euro investiert werden.

Forschungszentrum für Mikroelektronik

„Wir schaffen hier ein Weltklasse-Forschungszentrum für elektronisch basierte Systeme“, erklärte Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) bei der Unterzeichnung. Es sei ein großer Beitrag zur Standortsicherheit und für die Innovationslandschaft in Österreich. Das Zentrum hat Standorte in Graz, wo das Hauptquartier stehen wird, Villach und Linz, soll Anfang 2019 seinen Vollbetrieb aufnehmen und in den ersten fünf Jahren rund 400 Mitarbeiter beschäftigen.

Technologiegespräche Alpbach

Von 23. bis 25. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Das Thema heuer lautet „Diversität und Resilienz“.

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Jeweils 70 Mio. Euro kommen vom Infrastrukturministerium und den beteiligten Ländern, weitere 140 Mio. Euro von der Industrie - wobei die Verhandlungen über die Finanzierungs- und Haftungsfragen nicht einfach gewesen sein dürften, wie alle Beteiligten berichteten. Organisiert ist der Forschungsverbund als GmbH, an der der Bund 50,1 Prozent und die drei Länder sowie der Fachverband Elektro- und Elektroindustrie (FEEI) jeweils 24,95 Prozent halten.

Infineon-Austria-Vorstandschefin Sabine Herlitschka bezeichnete „Silicon Austria“ als „richtiges Instrument zur richtigen Zeit“. Man schaffe es damit, „kritische Masse zu bündeln; wir haben bereits die konkreten Listen an Projektideen erstellt und stehen in den Startlöchern“. Die dahinter stehende Industrie sei die forschungsintensivste in Österreich, 200 Unternehmen mit 70.000 Beschäftigten würden einen Umsatz von 80 Mrd. Euro erwirtschaften.

Bessere Energiespeicher für Dekarbonisierung

Ebenfalls forciert werden soll die Forschung an Energiespeichern. Das Thema sei von „großer Bedeutung, wenn wir die Energiewende in Österreich schaffen wollen“, sagte Infrastrukturminister Hofer im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche. Bei einem Treffen mit Industrievertretern habe man vereinbart, diesen Prozess zu beschleunigen.

Hofer verwies auf den hohen Anteil an erneuerbaren Energieträgern in Österreich. „Der Weg zur Dekarbonisierung kann aber nur dann gelingen, wenn die so erzeugte Energie auch gespeichert werden kann - das ist die große Herausforderung“, sagte der Minister und bezifferte den für die Energiewende notwendigen Speicherbedarf mit etwa fünf Terawattstunden.

Gemeinsam mit dem Klima- und Energiefonds hat das Ressort Empfehlungen für Innovationen und Umsetzungsschritte für „Innovative Energiespeichersysteme in und aus Österreich“ erarbeitet. Schon heute sei Österreich dank Wasserkraft und Erdgasspeichern ein zentraler Energiespeicher Europas, so Hofer in der Broschüre, eine Position, die er ausbauen und stärken will - etwa durch Forschung und Entwicklung, die Schaffung von Forschungsinfrastruktur, den Bau von Pilotanlagen und die Unterstützung von Unternehmen bei der Markteinführung und von Start-ups.

Erste Ausschreibung im Herbst

Nach Angaben des Generalsekretärs im Infrastrukturministerium, Andreas Reichhardt, werden ab kommenden Jahr für Forschung an Energiespeichersysteme zwischen 40 und 50 Mio. Euro pro Jahr aus den verschiedensten Programmen aufgewendet. Dazu würden noch europäische Mittel kommen.

Komplementär zu einer europäischen Batterie-Initiative hat das Ministerium eine nationale Batterie-Initiative gestartet. In diesem Rahmen werden laut Reichhardt für Batterieforschung im engeren Sinn ab dem kommenden Jahr im Rahmen von Ausschreibungen zehn Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt, noch heuer soll es im Herbst eine Ausschreibung in Höhe von vier Mio. Euro dafür geben.

Hofer verwies auch auf das Problem der für die Energiewende notwendigen Infrastruktur. Die derzeitigen Bewilligungsverfahren dafür seien aber so, „dass wir gar nicht in der Lage wären, in dem Zeitraum, den wir uns vorgenommen haben, die Anlagen in Betrieb zu nehmen“. Aus diesem Grund müsse man die für Österreich wichtige Infrastruktur definieren und „die Anlagengenehmigungen so gestalten, dass wir in einem vernünftigen Zeitraum diese bauen können“.

Tirol fördert vier neue Forschungsverbünde

Ebenfalls in Alpbach vorgestellt wurden vier neue Forschungskooperationen, die im Rahmen des Tiroler Förderprogramms „K-Regio“ unterstützt werden und im Herbst ihre Arbeit aufnehmen sollen. Zur Verfügung stehen den Forschern und Unternehmen aus den Bereichen Bau, Materialforschung und Medizintechnik insgesamt rund 2,7 Millionen Euro. Die neuen Verbünde werden im Rahmen der Förderung über drei Jahre hinweg mit maximal je 300.000 Euro unterstützt. Bei den Konsortien handelt es sich um Kooperationen zwischen regionalen Betrieben und wissenschaftlichen Einrichtungen im Land, so die Tiroler Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP).

Unter der Projekttitel „BIM2IndiLight“ arbeitet etwa die Uni Innsbruck zusammen mit Architekten und Unternehmen an der Entwicklung von Methoden, um intelligente Lichtsteuerung schon in der Bauplanung zu berücksichtigen. Ebenso im Bereich „Bau“ ist das Projekt „NHL (Natürlich hydraulische Kalke)“ angesiedelt. Die weiteren Projekte: Bei „BEQs (Buyoant Energy Quarters)“ geht es um bebaubare schwimmende Energiespeicher, bei "Neuronstep“ um neue Wege in der Neurodiagnostik bei Querschnittslähmung.

science.ORF.at/APA

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