Die Zukunft von Erasmus+

Die EU will künftig mehr Geld für Erasmus+ ausgeben: 30 Milliarden Euro - doppelt so viel wie bisher - schlägt die Kommission ab 2021 vor. Zu wenig für den Bildungsausschuss im Europäischen Parlament.

Erasmus+ soll jungen Menschen einen Auslandsaufenthalt ermöglichen (durch ein Stipendium) und sie so für Europa begeistern. Studierende, Schülerinnen, Lehrlinge. Drei Mal mehr als bisher sollen es sein, dafür plant die Europäische Kommission doppelt so viel Geld - wie soll sich das ausgehen? fragt Petra Kammerevert am Rand des Europäischen Forum Alpbach; sie leitet den Ausschuss für Kultur und Bildung im Europäischen Parlament: Aus meiner Sicht darf das nicht bedeuten, dass das bisschen mehr über noch mehr Köpfe verteilt wird und am Ende der einzelne weniger Geld bekommt.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 23.8. um 12:00

Derzeit gibt es in der laufenden Programmperiode (2014 bis 2020) von der Europäischen Kommission gut 14 Mrd. Euro. Für die nächsten Jahre (2021 bis 2027) sind 30 Milliarden vorgesehen - damit will man zwölf Millionen Menschen unterstützen werden, statt derzeit vier Millionen. Mehr Menschen - bedeutet auch zusätzliche Zielgruppen. „Für mich heißt das, dass wir versuchen müssen, junge Menschen zu erreichen, die wir bisher mit dem Programm nicht erreicht haben - also auch diejenigen, die aus bildungsfernen Schichten kommen“, so Kammerevert. Ohne den entsprechenden sozioökonomischen Hintergrund reicht das Stipendium oft nicht, um ins Ausland zu gehen.

Sozialer Ausgleich

Um dieser Zielgruppe einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen, könnte man die Höhe eines Stipendiums auch an das Einkommen knüpfen, an das eigene oder das der Eltern, meint die Abgeordnete von der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament.

Um mehr junge Menschen zu bewegen, müsse der Zugang zu Erasmus+ auch einfacher werden, ergänzt Stefan Zotti vom hierzulande zuständigen „Österreichischen Austauschdienst“: „Wir haben in den vergangenen Jahren zunehmend kleinere Schulen verloren, die sind damit einfach überfordert.“ Kammerevert erklärt das mit einem Beispiel: „Man kann einem Jugendverein, der ein paar tausend Euro haben möchte, nicht 45 Seiten Formulare ausfüllen lassen.“

Grundsätzlich begrüßen die EU-Abgeordnete und die für Erasmus+ zuständigen Bildungsagenturen der Mitgliedstaaten, dass das Mobilitätsprogramm künftig mehr junge Erwachsene bewegen soll als bisher. Bloß müsse es einfacher werden und ausreichend Geld dafür geben.

Barbara Riedl-Daser, Ö1-Wissenschaft

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