„Make in India“ als Wirtschaftsmotor

Indien will seine Wirtschaft ankurbeln. Dafür investiert die Regierung wie viele weltweit in die Forschung. Unter dem Schlagwort „Make in India“ werden seit 2014 Forschungsprojekte gefördert, die zahlreiche neue, indische Produkte auf den Markt bringen sollen.

„Die Ergebnisse sind nicht dramatisch, aber Veränderung passiert“, erklärte der indische Informatiker Balan Gurumoorthy, Leiter der Gesellschaft für Innovation und Entwicklung am Indian Institute of Science, bei den Technologiegesprächen in Alpbach. So hat sich laut den aktuellen Daten der Weltbank Indien in diesem Jahr etwa auf den sechsten Platz der weltweit stärksten Volkwirtschaften vorgeschoben und damit Frankreich verdrängt.

Porträtfoto von Balan Gurumoorthy

Hans Leitner, ORF

Technologiegespräche Alpbach

Von 23. bis 25. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Balan Gurumoorthy diskutierte am 24.8. zum Thema „Global Talk: #MakeInIndia – Indien auf der Überholspur?“.

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Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmete sich auch „Wissen aktuell“ am 27.8.

Förderung für Produkte

„Make in India“ heißt das Programm der Regierung von Narendra Damodardas Modi. Es soll Arbeitsplätze schaffen und Indiens Wirtschaft ankurbeln, indem mehr im Inland entwickelt und produziert wird. Die Ideen für die Produkte sollen dabei Indiens Wissenschaftler liefern und mit Unternehmen umsetzen. „Die Regierung ermutigt die Industrien, entweder bereits existierende Forschungsergebnisse und Erkenntnisse zu verwerten oder neue Forschung anzustoßen, die direkt zu neuen Produkten führt.“

So bekommen staatliche Gelder vor allem jene Forscher, die entweder bereits Investoren an Land gezogen haben bzw. von einem Unternehmen beauftragt werden, ein bestimmtes Problem zu lösen. In diesem Fall verdoppelt der Staat die Investition, erklärt Gurumoorthy, der das System sinnvoll findet, um die staatlichen Gelder effektiv zu verteilen. Das ist nicht neu, ebenso wenig die Konsequenzen für die Forschung.

Grundlagenforschung gekürzt

Denn dass dadurch die Grundlagenforschung zu kurz kommt, ist ein Problem, dass auch Gurumoorthy beobachtet. Als Informatiker und Verantwortlicher für Innovation und Entwicklung profitiert er zwar stark von „Make in India“. Dennoch ist ihm bewusst, dass es für innovative Produkte auch neues Wissen braucht. „Ich denke, dass auch die Regierung bald verstehen wird, dass neue Ideen letztlich nur von neuem Wissen kommen können. Aktuell gibt es aber noch viele Erkenntnisse in Indien, die man noch nicht verwertet und zu einer Anwendung gebracht hat.“

Im Zentrum der Förderung stehen vor allem Telekommunikation, Medizin, Raumfahrt und Verteidigung. Gurumoorthy selbst wiederum möchte vor allem Umwelttechnologien entwickeln, um Menschen einen umweltfreundlichen Lebensstil zu ermöglichen. „Wir planen gerade unterschiedliche Projekte. Etwa wollen wir Prozesse und Systeme entwickeln, um Müll effizienter zu beseitigen. Zudem wollen wir eine Ölpresse entwickeln, mit denen Menschen ihr Öl zu Hause pressen können, das wesentlich gesünder und umweltfreundlicher wäre, als das industriell hergestellte Öl, das die Menschen heute zum Kochen verwenden.“

Ruth Hutsteiner aus Alpbach, Ö1-Wissenschaft

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