UNO sucht Abkommen für Schutz der Hochsee

Nach zehn Jahren Vorverhandlungen geht es in dieser Woche los: In New York beraten die Vereinten Nationen erstmals offiziell über ein globales Abkommen zum Hochseeschutz.

Es ist die erste von insgesamt vier Verhandlungsrunden, in denen die Staatengemeinschaft ein Regelwerk für den Schutz der Gewässer außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) erwirken will.

Dabei handelt es sich um jene Meeresgebiete, die weiter als 200 Seemeilen (370 Kilometer) vom jeweiligen Küstenstaat entfernt liegen und damit keinen nationalen Hoheitsbefugnissen unterliegen. Sie machen rund zwei Drittel der gesamten Meeresfläche aus und sind noch immer weitgehend unerforscht.

Großteil der Meere ungeschützt

Nach Schätzungen sind bisher lediglich etwa vier Prozent der Meere geschützt. Bis 2020 sollen es nach den Zielen der UNO weltweit insgesamt zehn Prozent sein. Wissenschaftlern zufolge ist aber auch das zu wenig. Sie fordern, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Ozeane unter Schutz zu stellen.

Auf der Verhandlungsagenda werden unter anderem Regeln für die Ausweisung von internationalen Meeresschutzgebieten sowie Bestimmungen für Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Aktivitäten auf Hoher See stehen.

„Für die Zukunft unserer Ozeane ist es wichtig, dass sämtliche menschlichen Aktivitäten und Eingriffe auf Hoher See auf ihre Umweltverträglichkeit überprüft werden. Dies betrifft bereits heute existierende Aktivitäten wie die Hochseefischerei oder die Schifffahrt, aber auch potenzielle künftige Eingriffe wie den Tiefseebergbau, Aquakulturen oder auch Geo-Engineering zur künstlichen Beeinflussung des Klimas“, erklärt Tim Packeiser, Meeresökologe bei der Umweltorganisation WWF, der die Verhandlungen vor Ort begleitet.

Genetische Ressourcen in wenigen Händen

Eine weitere wichtige Rolle werden die marinen genetischen Ressourcen spielen. Diese werden in der Industrie unter anderem zur Herstellung von Medikamenten und Kosmetik genutzt. Einer aktuellen Studie der Universität Stockholm zufolge sind ganze 98 Prozent der bestehenden Patente auf Genabschnitte von Meereslebewesen auf nur zehn Länder verteilt. Fast die Hälfte davon besitzt allein der deutsche Chemiekonzern BASF. Der WWF fordert an dieser Stelle Regeln für einen gerechten Zugang und eine faire Verteilung der Gewinne.

Die jetzige Runde geht bis zum 17. September. „Ein Text wird dabei noch nicht auf den Tisch kommen“, sagt Packeiser. Stattdessen gehe es zunächst um die Klärung der grundsätzlichen Position der teilnehmenden Staaten zu den einzelnen Themenkomplexen. In der zweiten Runde könne es dann durchaus zu einem ersten Vertragsentwurf kommen. Der Abschluss der Verhandlungen wird für 2020 erwartet.

„Ein globales Hochseeschutzabkommen ist die größte Chance in der Geschichte, das Blau unseres Planeten wirksam zu schützen“, erklärt Greenpeace-Meeresbiologin Sandra Schöttner. „Die internationale Staatengemeinschaft muss schon in dieser ersten Verhandlungsrunde die Weichen für ein starkes Abkommen stellen. Sonst verlieren wir den größten Lebensraum unseres Planeten bevor wir ihn überhaupt richtig kennengelernt haben.“

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