Mehr Tote durch Feinstaub als bisher angenommen

Feinstaub verursacht weltweit um knapp ein Drittel mehr Todesfälle als bisher gedacht. Das zeigt eine neue Studie, die die Folgen der Schadstoffe in der Luft genauer untersucht hat, als das zuvor der Fall war.

Die Forscher um Richard Burnett von der University of Ottawa in Kanada haben die Feinstaubwerte aus Messungen in 16 Weltregionen mit den dortigen Sterberaten durch nicht übertragbare Krankheiten und Erkrankungen der unteren Atemwege (Luftröhre und Lunge) in Verbindung gesetzt.

Für 41 „Kohorten“, eine davon aus Vorarlberg, ermittelten sie somit das Mortalitätsrisiko durch Feinstaub. Bei Kohortenstudien wird durch Beobachtung verschiedener Gruppen ein Zusammenhang zwischen Ausgesetztsein zum Beispiel mit einem Schadstoff und dem Auftreten einer Krankheit untersucht.

Zwei Millionen Tote mehr

Weltweit hat ihren Berechnungen nach im Jahr 2015 PM2,5-Feinstaub 8,9 Millionen Todesfälle verursacht. Das sind um 30 Prozent mehr, als jene 6,9 Millionen, die herkömmliche Schätzungsmethoden kalkulierten.

„Bisher hat man die Zahlen für die fünf größten Risikogruppen, nämlich Schlaganfall, COPD (Chronische, obstruktive Lungenerkrankung, Anm.), Lungenkrebs, ischämische Herzerkrankungen und die unteren Atemwegsinfektionen, einfach addiert“, erklärte Studien-Mitautor Hans Concin vom Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin (aks) in Bregenz. In der neuen Studie habe man die Gesamtsterblichkeit durch die Feinstaubbelastung besser erfasst, da man auch alle anderen Krankheiten beinhaltet hat.

PM2,5-Feinstaub besteht zur Hälfte aus Teilchen mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern, der Rest setzt sich aus einem höheren Anteil kleinerer Teilchen und einen niedrigeren Anteil größerer Teilchen zusammen. Diese Partikeln sind mit freiem Auge nicht sichtbar.

Forderung: Grenzwerte reduzieren

Die Forscher sehen nun Handlungsbedarf bei der Politik, die Feinstaubgrenzwerte zu reduzieren. Dies hätte laut der neuen Studie noch positivere Auswirkungen als bisher angenommen. In einer früheren, EU-weiten Studie habe man außerdem schon nachgewiesen, dass bereits PM2,5-Konzentrationen unterhalb der europäischen Grenzwerte das Sterberisiko erhöhen, so Concin.

„Die gute Nachricht ist, dass die Feinstaubbelastung zumindest in Europa in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen ist“, sagte der Mediziner. Dafür seien vor allem Maßnahmen beim Verkehr und der Industrie verantwortlich.

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