Schluss mit dem Namenschaos

Im Katalog der Lebewesen herrscht heilloses Durcheinander: Manche Tier- und Pflanzenarten besitzen viele verschiedene Namen, andere Arten teilen sich wiederum den gleichen. Eine zentrale Datenbank soll das endlich ändern.

Als besonders drastisches Beispiel für die taxonomische Verwirrung nennt Andreas Kroh vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien die 1872 an der Küste Venedigs entdeckte Kleine Strandschnecke (Littorina saxatilis): „Das Tier taucht mit über 100 unterschiedlichen Namen und Namenskombinationen in der Literatur auf.“ Verantwortlich für die Flut an Synonymen sei die weite Verbreitung der Schnecke sowie ihre Vielfalt an Farben und Formen.

Die Lösung: Zentrale Datenbank

Das Namenschaos ist aber nicht nur ein Spezialthema für Experten: Es verursacht auch Probleme - etwa, wenn es um Krankheitserreger, Schädlinge, schützenswerte oder invasive Arten geht.

Im Fachjournal „Trends in Ecology and Evolution“ schlägt ein Forscherteam, dem auch Kroh angehört, nun eine zentrale Datenbank vor, mit der in internationaler Zusammenarbeit ein globales Inventar zur Klassifizierung aller Arten der Erde geschaffen werden soll. Mit Hilfe eines solchen von Experten betreuten, ständig aktuell gehaltenen Systems könnte man die Hunderttausenden ungültigen und veralteten Namen in den Griff bekommen, meinen die Wissenschaftler.

Gehäuse einer Meeresschnecke

Claude Nozères, CC BY-NC-SA 4.0

Mehr als 100 verschiedene Namen: Die Schnecke Littorina saxatilis sorgt für Verwirrung

Vorbild dafür könnte das 2007 gestartete, umfassende Register aller marinen Arten der Welt (WoRMS) sein. Rund 500 Experten aus 41 Ländern arbeiten ehrenamtlich an dieser zentralen, permanent aktualisierten Online-Datenbank, in der eine halbe Million Namen für 240.000 verschiedene Arten erfasst sind. Die verantwortlichen Editoren für die jeweilige Art - die Teilnahme erfolgt nach Einladung und ist prestigeträchtig - sind in den jeweiligen Datenbankeinträgen ersichtlich und können bei Fragen rasch und unkompliziert kontaktiert werden.

science.ORF.at/APA

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