Ampeln als Krebsvorsorge

Ampelsymbole auf Lebensmitteln sollen den Konsumenten helfen, Gesundes von Ungesundem zu unterscheiden. Können solche Ampeln auch Krebserkrankungen vorbeugen? Das haben nun französische Forscherinnen überprüft.

Hellgrün ist gut, Dunkelrot ziemlich schlecht: Das britische Nahrungsmittelampelsystem teilt unser Essen in hochwertig bis ungesund ein, auf einer Skala von fünf Farben. Wissenschaftlerinnen vom Französischen Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung haben nun herausgefunden: Wer viel von dem isst, was die Briten als schlecht kennzeichnen, hat ein größeres Krebsrisiko.

Umgekehrt könnte also das Ampelsystem eine Richtlinie für jene sein, die sich gegen Krebs schützen möchten, so Projektleiterin Melanie Deschasaux. „Wir möchten zeigen, dass solche Bewertungen wichtig sein können, um den Konsumenten beim gesunden Einkauf zu helfen.“ In Frankreich gibt es dieses Ampelsystem bereits seit Jahren auf Supermarktprodukten, es ist freiwillig, aber viele Firmen halten sich bereits daran. In Großbritannien selbst existiert das System derzeit nur eingeschränkt. Auch die Belgier erwägen, die Ampel demnächst einzuführen.

Eine Farbe, sieben Faktoren

Die Autoren wollten wissen, ob die britische Ampel für alle Europäer eine gesunde Anleitung sein könnte. Sie befragten 470.000 Menschen aus zehn europäischen Ländern nach ihren Essgewohnheiten und beobachteten deren Krankheitsgeschichte über 15 Jahre hinweg. „ Das Ergebnis war: Diese Lebensmittelampel kann auf Menschen in ganz Europa angewendet werden, sie ist nicht nur für Franzosen oder Briten gesund“, so Deschasaux. Das britische System wurde bereits vielfach diskutiert und analysiert, jedoch nie auf europäischer Ebene.

Junger Mann steht vor dem Kühlregal eines Supermarktes

dpa/Oliver Berg

Die Auswahl fällt schwer: Lebensmittelampeln könnten eine Orientierung geben

Für die Autoren ist das britische System, das übrigens den komplizierten Namen „British Food Agency nutritient profiling system“ trägt, besonders konsumentenfreundlich. Es berücksichtigt sieben Faktoren: den Energiegehalt, Zucker, gesättigte Fettsäuren, Natrium, Proteine, Ballaststoffe sowie den Frucht-, Gemüse- bzw. Nussanteil. Der Durchschnittswert wird dann in einem Farbpunkt auf der Verpackung angegeben.

Studie nicht repräsentativ

„Damit lassen sich im Supermarktregal Produkte innerhalb einer Gruppe miteinander vergleichen, beispielsweise sehe ich auf der einen Müslipackung einen grünen Punkt, auf einer anderen einen roten“, sagte Deschasaux über das Ampelsystem im Alltag.

Allerdings: „Untersucht wurde nicht, ob das Ampelsystem auf den Lebensmitteln tatsächlich dazu führt, dass Konsumenten gesündere Lebensmittel auswählen und somit ihr Krebsrisiko senken“, sagte Bernd Kerschner von Medizin transparent an der Donau Universität Krems. Er konstatierte auch, dass die Studienteilnehmer nicht repräsentativ für die gesamte europäische Bevölkerung gesehen werden könnten: „Es haben Freiwillige teilgenommen, die sich vielleicht gesundheitsbewusster ernähren als andere.“ Dazu kommt: Was generell als gut bewertet wird, kann für Allergiker natürlich schlecht sein, beispielsweise Nüsse. Lebensmittelampeln können zwar eine gesunde Richtung vorgeben, sind aber nicht an individuelle Lebensumstände angepasst.

Vision: Europaweite Kennzeichnung

Derzeit kursieren die unterschiedlichsten Kennzeichnungssysteme auf Lebensmittelverpackungen. In der EU-Kommission wird derzeit die Einführung eines europaweit einheitlichen Kennzeichnungssystems erwogen. Ob wir dann tatsächlich die Kekse mit dem grünen Punkt den dunkelroten Chips vorziehen, bleibt aber noch offen.

Hanna Ronzheimer, science.ORF.at

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