Ecstasy macht Oktopusse sozialer

MDMA, besser bekannt als Ecstasy, erzeugt beim Menschen Gefühle emotionaler Nähe und Euphorie. Eine neue Studie zeigt: Oktopusse reagieren ganz ähnlich auf die Droge. Sie steigert das Interesse der einzelgängerischen Tiere an Kontakten mit Artgenossen.

Frühere Studien haben bereits Hinweise geliefert, dass sich die Botenstoffe (Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Oxytocin) des Gehirns auch zwischen weit entfernten Arten ähneln, sie also in der Evolution recht alt sein müssen. Die Abstammungslinien von Mensch und Oktopus teilten sich beispielsweise vor mehr als 500 Millionen Jahren in der Evolution. Könnten also damals wie heute ähnliche Systeme im Gehirn das prosoziale Verhalten von Tieren bestimmt haben?

Die Forscherinnen um Gül Dölen von der Johns Hopkins University in Baltimore untersuchten zunächst Erbgutsequenzen, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Sie untersuchten für ihre Studie die Oktopusart Octopus bimaculoides.

Ähnliche Wirkung

Der Vergleich mit dem menschlichen Erbgut zeigte, dass sich die primäre Andockstelle für MDMA im Organismus von Mensch und Oktopus stark ähneln. Bei dieser Andockstelle handelt es sich um ein Protein in der Membran von Hirnzellen, an das der Neurotransmitter Serotonin bindet.

die Oktopusart Octopus bimaculoides

Thomas Kleindinst

Octopus bimaculoides

In einem nächsten Schritt testeten die Wissenschaftler, ob die Ähnlichkeit dieser Andockstelle auch groß genug ist, dass MDMA beim Oktopus ähnlich wirkt wie beim Mensch - sie also sozialer macht. Oktopusse sind eigentlich Einzelgänger, die kaum Kontakt zu Artgenossen pflegen.

Tatsächlich steigerte sich das Interesse der Tiere an Artgenossen unter dem Einfluss der Droge deutlich: Sie verbrachten mehr Zeit mit anderen Oktopussen und traten auch vermehrt in direkten Körperkontakt. Dieser Kontakt erschien „forschender Natur“ und nicht aggressiv.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Hirn-Schaltkreise für prosoziales Verhalten zwischen Mensch und Oktopus durchaus ähneln. Dass die Tiere normalerweise so einzelgängerisch sind, könnte darauf beruhen, dass das prosoziale Verhalten die meiste Zeit durch natürliche oder andere Umstände unterdrückt würde, erklärt Dölen. Für die Paarung unterbrechen sie beispielsweise ihr antisoziales Verhalten, um nach der Paarung direkt wieder in den aggressiven Modus zu wechseln.

science.ORF.at/APA/sda

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