„Sarkophag“ könnte wieder entfernt werden

Am Samstag (29.9.) soll die KZ-Gedenkstätte Loibl-Nord in Kärnten präsentiert werden. Der Streit über einen „Sarkophag“, der die Originalbestände zubetoniert, geht weiter. Langfristig könnte der Betonmantel zwar wieder entfernt werden. Ob das aber wirklich geschieht, ist fraglich.

Der Loiblpass / Ljubelj, das ist der heutige Grenzübergang zwischen Slowenien und Kärnten. Hier mussten auf Geheiß der Nazis ab 1943 Kriegsgefangene einen Tunnel in die Karawanken schlagen. Rund 500 von ihnen bezahlten dafür mit ihrem Leben. Auf beiden Seiten des Tunnels befand sich damals ein Konzentrationslager. Auf der Kärntner Seite das KZ Loibl Nord.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 28.9., 12:00 Uhr.

Dafür heute zuständig ist die Bundesanstalt „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“. Und die hat nun – auf Empfehlung des Bundesdenkmalamts - einen Teil des zuvor freigelegten Originalbestandes zubetoniert. Nämlich die Überreste der ehemaligen Waschbaracke. Andere Optionen seien nicht praktikabel oder zu teuer gewesen.

“Bei langfristiger Perspektive Freilegung sinnvoll“

Die Archäologin Claudia Theune-Vogt von der Universität Wien ist auf das Freilegen der Überreste von ehemaligen Konzentrationslagern spezialisiert, war selbst am Loibl tätig. Ihr Befund: „Das war die einzige Möglichkeit, die Originalbestände zu retten.“

Denn diese seien durch die Witterung auf mehr als 1.300 Meter Seehöhe bereits stark beschädigt worden. Der Betonmantel liege auf den Überresten so auf, dass er diese schütze. Er könne wieder entfernt werden. „Wenn es eine langfristige Perspektive gibt, dort wirklich eine Gedenkstätte einzurichten, und die eine nachhaltige Pflege auch der vorhandenen Überreste vorsieht, dann ist es sinnvoll, dass man diese Überreste freilegt und der Öffentlichkeit zugänglich macht“, so Theune-Vogt im Ö1-Mittagsjournal.

Sorgt für Kritik: Die Betonummantelung der ehemaligen Waschküche

Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška, Obmann Peter Gstettner

Die Betonummantelung der ehemaligen Waschküche

Am Samstag (29.9.) sollen in Anwesenheit von Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) die bisherigen Maßnahmen an der KZ-Gedenkstätte Loibl-Nord feierlich der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dazu zählt auch der umstrittene Betonmantel – er ist Stein des Anstoßes für jenen Verein, der sich seit zwanzig Jahren um eine würdige Gedenkstätte bemüht. Der Verein „Mauthausen Komitee Kärnten / Koroška“ organisiert beispielsweise ehrenamtlich Gedenkführungen und wird die Veranstaltung am Samstag boykottieren. Er fordert, dass die Originalbestände für die Öffentlichkeit wieder sichtbar gemacht werden – anstatt diese zu verdecken.

Zeitpunkt unklar

Stephan Matyus von der zuständigen Bundesanstalt „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“ will beruhigen: „Es wurde nicht nur diese Ummantelung gemacht, sondern es wurden auch Giebeln aufgestellt, die die ehemaligen Baracken symbolisieren sollen, und es wurde die Geländekarte neu modelliert.“ Das Gelände ließe sich nun besser erkennen als vor den Maßnahmen. Auf die Frage, ob und wann die betonummantelten Bestände wieder sichtbar gemacht werden könnten, antwortet Matyus: „Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.“

Bei der Bundesanstalt bzw. ihrer Vorgängerorganisation liegt seit 2009 ein Konzept zur Neugestaltung der KZ Gedenkstätte Loibl Nord vor – am Papier. Zum Vergleich: Auf der slowenischen Seite, beim KZ Loibl Süd wird seit Jahrzehnten erinnert, das dortige Freilichtmuseum und die dazugehörige Gedenkstätte gelten als gut besucht.

Zusätzliches Gewicht bekommt die Kritik an den Arbeiten an der KZ-Gedenkstätte Loibl-Nord durch eine Aussendung des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ) vom Freitag. „Solche Maßnahmen ohne die lokale Initiative des MKÖ, die seit vielen Jahren die Gedenk- und Erinnerungsarbeit am Loibl durchführt, zu setzen, zeigt von mangelnder Sensibilität und Professionalität“, so der MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi.

Tanja Malle, Ö1-Wissenschaft

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