Medizinnobelpreis für zwei Krebsforscher

Der Medizinnobelpreis 2018 geht an den Amerikaner James Allison und an den Japaner Tasuku Honjo. Sie forschen zur Krebstherapie mit Hilfe des körpereigenen Immunsystems.

Die Entscheidung gab das Karolinska-Institut Montagvormittag in Stockholm bekannt. Die Auszeichnung ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 870.000 Euro) dotiert.

Moderne Immuntherapie

Der heurige Medizinnobelpreis sei ein Meilenstein im Kampf gegen Krebs, hieß es von der Jury. Allison und Honjo hatten entdeckt, dass bestimmte Proteine als eine Art Bremse auf das Immunsystem wirken und dieses von der Bekämpfung von Tumorzellen abhalten. Löst man die Bremse, attackieren die Immunzellen die Krebszellen. Erste Therapien, die auf diesem Konzept basieren, sind als Checkpoint-Therapien für verschiedene Krebsarten bereits verfügbar, etwa bei fortgeschrittenem Lungenkrebs.

James P. Allison (geboren 1948) von der M.D. Anderson Medical School in Houston hatte herausgefunden, dass sich durch Aufhebung der Bremse das Immunsystem entfesseln lässt, wie die Nobeljury ihre Entscheidung begründete. Er entwickelte das Konzept zu einem neuen Ansatz zur Behandlung von Patienten weiter, unter anderem bei Schwarzem Hautkrebs. Er befasste sich vor allem mit dem Protein CTLA-4.

Tasuku Honjo (geboren 1942) von der Universität Kyoto untersuchte das Protein PD-1, das über einen anderen Wirkmechanismus das Immunsystem ausbremst. Therapien, die auf dieser Entdeckung beruhten, hätten sich als bemerkenswert effektiv im Kampf gegen Krebs erwiesen, so die Nobeljury.

Bekanntgabe des Medizinnobelpreises 2018

APA/AFP/Jonatahn Nackstrand

Bekanntgabe des Medizinnobelpreises 2018

„Krebs tötet jedes Jahr Millionen von Menschen und ist eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen für die Menschheit“, schreibt das Nobelpreiskomitee. Therapeutische Ansätze gibt es viele, von chirurgischen Eingriffen über Bestrahlung bis Chemotherapie – einige von ihnen seien in der Vergangenheit bereits mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Dennoch bleibe Krebs „ungeheuer schwierig zu behandeln, und neue Ansätze sind verzweifelt gesucht“.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 1.10., 12:00 Uhr.

Einen solchen bieten die Arbeiten von Allison und Honjo. Obwohl die Wissenschaft mehr als 100 Jahr versucht habe, das Immunsystem im Kampf gegen Krebs einzusetzen, sei die klinische Entwicklung bis zu den beiden bescheiden gewesen. Die „Checkpoint-Therapie“ habe die Krebstherapie nun aber „revolutioniert“. Entsprechende Wirkstoffe verhindern, dass sich die Tumorzellen vor dem Immunsystem verstecken können - und liefern sie damit der körpereigenen „Immunpolizei“ aus.

Honjo will noch weiter forschen

Honjo will auch nach der Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Medizin weiterforschen. „Damit noch mehr Kranke geheilt werden können, werde ich noch eine Weile weiter meine Forschung fortsetzen“, sagte der 76-Jährige am Montagabend (Ortszeit) an der Universität seiner Heimatstadt Kyoto vor Journalisten.

Er fühle sich sehr geehrt, den Nobelpreis zu bekommen. Das habe er „unzähligen Menschen“ zu verdanken, vor allem seinen Kollegen, Studenten und anderen Unterstützern sowie seiner Familie, sagte Honjo.

Reigen der Nobelpreise

Am Dienstag folgt die Bekanntgabe des bzw. der Preisträger des Physik- und am Mittwoch des Chemienobelpreises. Am Freitag wird verkündet, an wen der Friedensnobelpreis geht, nächsten Montag, wer den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften bekommt. Der Literaturnobelpreis wird heuer nach einer Reihe von Skandalen nicht vergeben.

Der Medizinnobelpreis wird wie alle anderen wissenschaftlichen Nobelpreise am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.

2017 für Forschung zu innerer Uhr

Im Vorjahr ging der Medizinnobelpreis an die drei US-Amerikaner Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young. Sie wurden für ihre Forschung zur Funktion und Kontrolle der inneren Uhr ausgezeichnet. „Ihre Entdeckungen erklären, wie Pflanzen, Tiere und Menschen ihren biologischen Rhythmus so anpassen, dass er mit dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erde übereinstimmt“, hieß es von der Nobeljury.

science.ORF.at/dpa

Die Medizinnobelpreise der vergangenen Jahre