Europa baut einen eigenen Raumtransporter

Die Europäische Weltraumagentur ESA bastelt an einem wiederverwendbaren Raumtransporter. Nächstes Jahr könnten die ersten Testflüge starten, ab 2020 könnte der „Space Rider“ erstmals ins Weltraum reisen.

Vorgestellt wurden die Pläne auf dem International Astronautical Congress vor Kurzem in Bremen. „Es ist kein Flugzeug, was die ESA sich da ausgedacht hat“, schränkt Augusto Caramagno von der spanischen Weltraumfirma Sener in Madrid ein. „Dazu fehlen ihm die Flügel.“ Und es sei auch kein Space Shuttle. „Dazu ist es mit seinen fünf Metern zu kurz“, findet Angelo Denaro vom italienischen Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space in Turin. „Es ist eine fliegende Nutzlastplattform, auf der Experimente für zwei Monate dem offenen Weltraum ausgesetzt werden können.“

Antriebslos aus dem All zurück

Der “Space Rider“ soll auf der Spitze einer europäischen “Vega“-Rakete, von Europas Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana starten. Im Weltraum soll er die Türen seiner Ladebucht öffnen und die Versuche beginnen lassen. Dies könnten Experimente aus den Bereichen Erdbeobachtung, Telekommunikation, Astronomie oder andere Versuche in der Schwerelosigkeit sein, die allesamt unbemannt ablaufen können.

Grafische Illustration des "Space Rider"

ESA

Grafische Illustration des „Space Rider“

Und dann soll es gleitend zurück zur Erde gehen. „Wenn der ‚Space Rider‘ Flügel hätte, wäre er komplexer, teurer, würde mehr Platz beim Start benötigen - und das wiederum würde zu einer größeren Trägerrakete führen“, erklärt Weltraumingenieur Augusto Caramagno.

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Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 6. Oktober 2018.

„Auch mit einem kompakten, flügellosen Gleiter können wir einen kontrollierten Wiedereintritt in die Atmosphäre durchführen.“ Dabei soll das Vehikel Richtung Boden gleiten, von einem riesigen Fallschirm abgebremst.

Landung in Santa Maria

Der „Space Rider“ kann auf ebenem Terrain mittels Kufen landen oder mit Rädern auf einer gewöhnlichen Landebahn aufsetzen und ausrollen. Derzeit favorisiert die ESA als Landeort Santa Maria, eine Insel der Azoren im Atlantischen Ozean, ungefähr 1.000 Kilometer westlich der iberischen Halbinsel. Nach der Landung soll der „Space“ Rider ausgepackt, die Experimente zurück an die zuständigen Forscher geschickt und der Raumtransporter zurück zum Startplatz nach Kourou gebracht werden, wo er auf seinen nächsten Einsatz vorbereitet wird.

Im kommenden Jahr soll der „Space Rider“ erstmals abheben und zur Erde zurückkehren – allerdings erst einmal nur aus einem Kilometer Höhe. „Wir werden das Gefährt aus einem Kilometer Höhe von einem Hubschrauber abwerfen“, so Augusto Caramagno. „Dann wollen wir überprüfen, ob alles funktioniert, von der automatischen Navigation bis hin zum Bremsfallschirm.“ Weitere Finanzierung durch Europas Weltraumagentur ESA vorausgesetzt, könnte der Space Rider dann Anfang der 2020er Jahre erstmals ins All „reiten“.

Guido Meyer, science.ORF.at

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