Wie man als Künstler Karriere macht

Erfolgreiche Künstler mögen mit unterschiedlichen Werken Karriere machen, in einer Hinsicht haben sie aber etwas gemeinsam: Sie finden Zugang zu exklusiven Netzwerken - und sichern sich so bisweilen Reputation auf Lebenszeit.

Wissenschaftler um Samuel Fraiberger von der Northeastern University (USA), darunter die Komplexitätsforscherin Roberta Sinatra vom Complexity Science Hub (CSH) Vienna, hatten für ihre Studie im Fachblatt „Science“ Daten der Smartphone-App „Magnus“ analysiert.

So konnten sie die Ausstellungsgeschichte und die bei Auktionen erzielten Preise von annähernd 500.000 Künstlern im Zeitraum zwischen 1980 und 2016 nachvollziehen. Herausgekommen ist dabei ein weltweites Netzwerk, das zeigt, wie Kunst zwischen den Institutionen ausgetauscht wird.

Erfolgsfaktor „Hochprestige-Institutionen“

Wenig überraschend finden sich im Zentrum dieses Netzwerks ein illustrer Kreis aus Museen und Galerien in Europa und Nordamerika. Das Ranking dieser „Hochprestige-Institutionen“ führen das Museum of Modern Art (MoMA), das Guggenheim-Museum und die Gagosian Gallery (alle USA) an.

Mit der Galerie Thaddaeus Ropac (Rang 16), dem Wiener mumok (Rang 17), dem Rupertinum - Museum der Moderne Salzburg (Platz 31), der Albertina (64) und dem Lentos Kunstmuseum Linz (82) listet die Analyse auch fünf österreichische Institutionen unter den 100 einflussreichsten Akteuren in diesem Bereich auf.

Mann besichtigt eine Skulptur im Museum

TIMOTHY A. CLARY / AFP

Hier sollte man rein: MoMA in New York. Die Sulptur stammt von Richard Serra

Wie die Wissenschaftler herausfanden, lassen diese Institutionen Kunst fast ausschließlich in ihrem engeren Netzwerk kursieren. Für die Künstler bedeutet das im Umkehrschluss, dass der Karriereverlauf stark davon abhängt, wo die Arbeiten am Beginn der Karriere gezeigt werden. Immerhin mehr als die Hälfte aller Künstler schienen lediglich mit einem gezeigten Werk in „Magnus“ auf, einige wenige Künstler sind dagegen mit sehr vielen Werken und Ausstellungen vertreten.

Künstler, die es schafften, dass eines ihrer ersten fünf gezeigten Werke in einer Institution unter den Top-20-Prozent ausgestellt wurde, hatten besonders gute Chancen damit quasi lebenslang ihren Platz in „Hochprestige-Institutionen“ zu buchen. Diese „Künstler mit hoher Anfangsreputation“ fielen auch dementsprechend selten aus dem System.

Später Erfolg ist selten

Umso härter ist der Weg von der Peripherie in den inneren Kreis: Die Wissenschaftler fanden nur 240 Karriereverläufe, die in Institutionen mit weniger Reputation begannen, denen aber später der Sprung in die erste Riege gelang. Werke von „Künstlern mit hoher Anfangsreputation“ wurden insgesamt doppelt so häufig gezeigt, wie jene von Künstlern mit einem weniger privilegierten Karrierebeginn.

Buntes Netzwerkdiagramm

Magnus Resch

Netzwerk der Gallerien und Museen - je größer die Knoten, desto höher das Prestige

Bei Auktionen wurden die Arbeiten ersterer 4,7 Mal häufiger verkauft. Sie erzielten dabei überdies 5,2-fach höhere Maximalpreise als Werke von „Künstlern mit niedriger Anfangsreputation“.

Angesichts ihrer Ergebnisse empfehlen die Wissenschaftler Mechanismen einzuführen, die für etwas gerechter verteilte Anfangsbedingungen sorgen. Das könnten etwa Lotteriesysteme sein, in denen Plätze in renommierten Häusern verlost werden, oder anonymisierte Auswahlverfahren, analog zum Vorspielen hinter Vorhängen in der klassischen Musik, wie die Studienautoren in ihrer Arbeit schreiben.

science.ORF.at/APA

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