Weltvergleich der Lebenserwartung

Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich seit 1950 weltweit um über 20 Jahre erhöht. Österreicher werden heute statistisch 79,4 Jahre alt, Österreicherinnen 84. Und: Österreich gehört zu den Ländern mit dem meisten medizinischen Personal.

Im Vergleich zu 1950 ist die Lebenserwartung 2017 weltweit von 48,1 Jahren auf 70,5 Jahren bei Männern und von 52,9 auf 75,6 Jahren bei Frauen gestiegen. Österreich liegt mit 79,4 Jahren bzw. 84 Jahren im westeuropäischen Durchschnitt. Dieser liegt für Männer bei 79,5 Jahren und für Frauen bei 84,2 Jahren.

Studie

“Global Burden of Disease“, The Lancet, 9.11.2018

Weltweit schwankt die Lebenserwartung zwischen dem niedrigsten Wert bei den Männern in der Zentralafrikanischen Republik mit 49,1 Jahren und 87,6 Jahren bei den Frauen in Singapur als Spitzenreiterinnen. Dies geht aus der neuen „Global Burden of Disease“-Studie hervor, die in der Medizin-Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht worden ist. Der Trend muss sich allerdings nicht fortsetzen, heißt es in dem Bericht.

Gute Versorgung mit Ärzten und Ärztinnen

Laut der Studie gehört Österreich mit Andorra, Kuba, Island und elf anderen Ländern zu jenen Staaten der Welt mit den meisten Ärzten, Ärztinnen, Krankenpflegern und Hebammen im Vergleich zur Einwohnerzahl.

Auf dem letzten Platz liegt demnach das westafrikanische Land Benin. Einen Rückschluss auf die Qualität der medizinischen Versorgung lasse die Studie mit Daten aus dem Jahr 2017 nicht zu, betonen die Autoren. Dabei handle es sich um reine Statistik.

Sorgen bereitet den Wissenschaftlern, dass fast die Hälfte aller 195 untersuchten Länder mit einem Mangel an medizinischem Personal zu kämpfen hat. Hier standen im vergangenen Jahr weniger als zehn Ärzte und weniger als 30 Krankenschwestern und Hebammen pro 10.000 Einwohner zur Verfügung.

Fortschritte bei Kindersterblichkeit

Der größte medizinische Fortschritt wurde laut Studie zwischen 1950 und 2017 bei der Kindersterblichkeit (bis zum Alter von fünf Jahren) gemacht. Sie konnte von 216 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten auf 38,9 pro 1.000 weltweit gesenkt werden. Trotzdem starben 2017 noch immer 5,4 Millionen Kinder in dieser Altersgruppe.

Allerdings hat sich die insgesamt positive Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten laut den Autoren um Christopher Murray, Direktor des Institute for Health Metrics and Evaluation an der Universität von Washington (USA) in jüngster Vergangenheit verlangsamt und ist für die Zukunft nicht vorgegeben. „Konflikte und Terrorismus sind eine wachsende Bedrohung für die Weltgesundheit (die Zahl der damit verbundenen Opfer hat sich zwischen 2007 und 2017 um 118 Prozent erhöht), eine diese Ära definierende Epidemie an Opiatabhängigkeit (vor allem ein US-Problem; Anm.) mit vier Millionen mehr Betroffenen im Jahr 2017 und 110.000 Toten geht weiter“, schrieben die Wissenschaftler.

Vier Faktoren verursachen Hälfte aller Todesfälle

In dem Projekt analysieren Forscher bereits seit den Neunzigerjahren die wichtigsten Gesundheitsrisiken der Welt. Für alarmierend halten sie nun, dass mehr als die Hälfte der weltweit 56 Millionen Todesfälle im Jahr 2017 auf nur vier weitgehend vermeidbare Faktoren zurückging: hoher Blutdruck, Rauchen, hohe Blutzuckerwerte und Übergewicht. Alle vier Faktoren gewannen im Vergleich zu 1990 an Bedeutung.

Insgesamt waren 2017 über 73 Prozent der Todesfälle auf nicht übertragbare Krankheiten zurückzuführen. An erster Stelle waren dabei die Herz-Kreislauferkrankungen (17,8 Millionen Opfer), Krebs (9,6 Millionen Tote) und chronische Atemwegserkrankungen (3,9 Millionen Todesopfer). Übergewicht und Fettsucht sind weltweit überall auf dem Vormarsch: Mehr als eine Million Menschen sterben bereits an den Folgen von Typ-2-Diabetes.

Unspezifische Kreuzschmerzen, Kopfschmerzen und Depressionen sind mittlerweile die häufigsten Ursachen von Invalidität. Während das bereits seit drei Jahrzehnten der Fall ist, rückte mittlerweile Diabetes auf den vierten Platz vor. Für 2017 wurde die Zahl der neuen Fälle von chronischen und schmerzhaften Rückenbeschwerden auf knapp 246 Millionen geschätzt. 995 Millionen Menschen entwickelten Probleme wegen Kopfschmerzen, 258 Millionen Personen erkrankten neu an Depressionen.

Entwicklungen nicht nur rosig

Insgesamt bezeichnen die Forscher die globale Gesundheitsentwicklung als beunruhigend. Über viele Jahre habe man sich an Statistiken gewöhnt, wonach die Welt immer gesünder würde. Die aktuelle Studie zeige hingegen, dass sich die Fortschritte verlangsamen und die Entwicklung sehr unausgewogen abläuft.

„Unser Zeitalter ist geprägt von Epidemien wie der Opioidabhängigkeit, Depression und Dengue-Fieber“, schreiben die Forscher. Es bedürfe großer internationaler Anstrengungen, um Gesundheitsrisiken in allen Teilen der Welt zu reduzieren und die medizinische Versorgung zu verbessern.

Die Studie „Global Burden of Disease“ wurde Anfang der Neunzigerjahre von der US-amerikanischen Harvard University, der Weltgesundheitsorganisation und der Weltbank ins Leben gerufen. Mittlerweile sind über 3.500 Wissenschaftler aus mehr als 140 Ländern an dem Projekt beteiligt.

science.ORF.at/APA/dpa

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