Darmflora beeinflusst das Altern
Die Zusammenhänge haben Forscher der ETH Lausanne (EPFL) nun an der Fruchtfliege Drosophila melanogaster unter die Lupe genommen. Forscher um Igor Iatsenko und Bruno Lemaitre entfernten einen Rezeptor des Immunsystems der Fliegen (PGRP-SD). Dieser erlaubt ihnen, krankmachende Bakterien zu erkennen und mit Immunzellen anzugreifen. Ohne diesen Rezeptor besaßen die Fliegen kein funktionierendes Immunsystem.
Kräfteverteilung verschoben
Die Tiere hatten zum einen eine kürzere Lebensspanne, zum anderen fanden die Forscher heraus, dass sich in ihrem Darm die Kräfteverteilung in der Bakteriengemeinschaft verschoben hatte: Sie stießen gehäuft auf das Bakterium Lactobacillus plantarum, ein verbreitetes Milchsäurebakterium. Wie das Team im Fachblatt „Immunity“ berichtet, produzierten die Bakterien einen Überschuss an Milchsäure, was wiederum zur Entstehung hochreaktiver Sauerstoffradikale führte. Diese verursachen Schäden an Zellen und tragen so zur Alterung des Gewebes bei.
Als die Wissenschaftler umgekehrt die Menge des Immunrezeptors PGRP-SD bei Fruchtfliegen erhöhten, blieb die Darmflora im Gleichgewicht und die Lebensspanne der Tiere war sogar länger. Vermutlich spielen sich ähnliche Prozesse auch im Darm von Säugetieren ab. Ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Wirt und Bakteriengemeinschaft sowie deren Einfluss auf das Altern könnte beim Kampf gegen altersbedingte Erkrankungen helfen.
science.ORF.at/APA/sda