Kanadier twittern höflicher als US-Nutzer
Während Kanadier etwa häufiger Begriffe wie „danke“, „großartig“ oder „glücklich“ verwendeten, kreisten US-Tweets häufiger um die emotional aufgeladeneren Wortgruppen „hassen“, „fühlen“, „lieben“ oder von etwas „ermüdet“ oder über etwas „wütend“ sein. Für ihre linguistische Auswertung nahmen Experten der kanadischen McMaster University dabei 37 Millionen Kurzbotschaften aus den Jahren 2015 und 2016 unter die Lupe.
Die Studie
„National character stereotypes mirror language use: A study of Canadian and American tweets“, PLOS ONE, 21.11.2018
Dabei zeigte sich auch, dass es bei der US-Wortwahl für die 280-Zeichen-Texte eine „relativ klare Präferenz für Tabubegriffe inklusive Schimpfwörtern, Kraftausdrücken und rassistischen Verunglimpfungen“ gebe, schrieben die Forscher. Außerdem verwendeten US-Nutzer häufiger Emojis und Abkürzungen wie „lol“ für „laughing out loud“ (laut loslachen).
Identität konstruiert
Zugleich hoben sie hervor, dass soziologische Untersuchungen der Vergangenheit entgegen des weit verbreiteten Klischees gezeigt hätten, dass Kanadier nicht grundsätzlich freundlicher als ihre südlichen Nachbarn seien. „Das von uns beobachtete Twitter-Verhalten spiegelt nicht das tatsächliche zugrunde liegende Persönlichkeitsprofil eines durchschnittlichen Amerikaners oder Kanadiers wider“, erklärt Mitautor Daniel Schmidtke.
Als möglichen Erkläransatz vermuten die Forscher nun eine „Strategie zur Identitätskonstruktion“. Demnach greifen kanadische und US-Twitterer womöglich selbst die über sie grassierenden nationalen Stereotype auf und verstärken sie damit letztlich - eine Hypothese, die nach Angaben der Forscher allerdings noch bestätigt werden muss.
science.ORF.at/AFP