„Trump-Effekt“ schadet dem Klima

Der gemeinsame Kampf gegen die Klimaerwärmung hat durch US-Präsident Donald Trump einen spürbaren Dämpfer bekommen. Ein Bericht stellt fest: Investoren setzen wieder auf Kohle, und die Klimamoral mancher Staaten bröckelt.

Das Klimaabkommen von Paris war ein historischer Moment: Am 12. Dezember 2015 haben 196 Staaten in Paris einen Vertrag beschlossen, um den Klimawandel zu bremsen. Das Ziel: Die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, vielleicht sogar auf 1,5 Grad Celsius, zu beschränken. Das Abkommen sollte nur der Auftakt sein, die Maßnahmen alle paar Jahre überprüft werden und ambitioniertere Ziele folgen.

Heute, drei Jahre später, ist nicht mehr viel übrig von der Aufbruchsstimmung. Im Gegenteil: Joseph Curtin vom Institute of International and European Affairs befürchtet einen jahrelangen Stillstand in Sachen Klima. Schuld sei Donald Trump, er habe eine globale Bremse gezogen, schreibt Curtin in seinem aktuellen Bericht. Im Juni 2017 hatte der US-Präsident verkündet, dass die USA aus dem Vertrag aussteigen wird. Rechtlich möglich ist das zwar erst am 4. November 2020, vier Jahr nach dem das Abkommen in Kraft trat und einen Tag nach der nächsten US-Präsidentschaftswahl. Die Gegenbewegung habe aber bereits begonnen, die globale Dekarbonisierung sich bereits verlangsamt.

Globale Wirkungen

Kann ein einziger Staat alle globalen Vereinbarungen zunichtemachen? Denn umgesetzt werden die Maßnahmen immerhin von den einzelnen Ländern. Wie Curtin ausführt, ziehen nationale Handlungen aber nicht selten globale Wirkungen nach sich. Als positives Beispiel nennt er die Förderung von Solarenergie in Deutschland. Durch das nationale Programm sei die Technologie immer billiger geworden. Heute profitiert unter anderem Indien davon. Solarenergie ist dort billiger als Strom aus fossilen Brennstoffen.

Genau bei solchen nationalen Maßnahmen ist die USA bereits zurückgerudert. Das hat dazu geführt, dass weniger in erneuerbare Energien investiert wird, 2017 waren es sieben Prozent weniger als im Jahr davor. Dadurch flacht die „globale Lernkurve“ für neue Technologien ab, so Curtin. Investoren setzen hingegen weltweit wieder mehr auf fossile Brennstoffe: Noch 2016 sind die Investitionen in den Kohlesektor um 38 Prozent zurückgegangen, 2017 haben sie wieder um sechs Prozent zugelegt - die Anleger haben realisiert, dass das Kohlezeitalter doch noch nicht so schnell zu Ende geht.

Wieso wir, wenn nicht er?

Das ist nur einer von drei Wegen, wie Trumps Verhalten die Klimaziele von Paris schon jetzt ausgehöhlt hat, schreibt Curtin. Die zweite Variante des Trump-Effekts ortet der Studienautor in der moralischen und politischen Vorbildwirkung: Einige große Player wie die EU, China und Indien fühlen sich zwar nach wie vor gebunden an das Abkommen. Für andere bot sich durch Trump die Möglichkeit, ihr Engagement zumindest einzuschränken.

Denn wenn sogar einer der mächtigsten und einflussreichsten Spieler, der zugleich eine Hauptverantwortung für die Erwärmung trägt, nicht mehr mitmacht, wieso sollten dann viel „unwichtigere“ Unterzeichner dabeibleiben, so die laut Curtin menschlich durchaus nachvollziehbare Argumentation. So haben etwa Russland und die Türkei in Trumps Fahrwasser das Abkommen nicht mehr ratifiziert. Australien habe seine nationalen Klimaziele aufgeweicht und der neu gewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro habe bereits angekündigt, aus dem Pariser Vertrag auszusteigen.

Kluft zwischen Verursachern und Opfern

Curtin nennt noch eine dritte Art und Weise, wie Trumps Politik die internationale Anstrengungen zum Klima behindert und bremst. Das Verhandlungsklima zwischen reichen und weniger entwickelten Ländern habe sich in der jüngsten Vergangenheit deutlich verschlechtert. Letztere sind mehrheitlich Leidtragende der Erderwärmung, erstere die größten Verursacher.

Geld soll für einen gewissen Ausgleich sorgen. Zu diesem Zweck hatten sich die USA unter Präsident Barack z.B. verpflichtet, mehrere Milliarden Dollar in den Green Climate Fund der Vereinten Nationen einzuzahlen. Trump hat diese Entscheidung widerrufen und damit eine Lücke von zwei Milliarden Dollar hinterlassen. Auch alternative Ausgleichszahlungen für „Verluste und Schäden“ durch die Klimaerwärmung blieben die USA bisher schuldig.

Trotz Trump-Effekts sieht Curtin das Pariser Abkommen aber nicht in der Krise. Noch seien genügend Spieler am Feld. Die wichtigsten werden den Vertrag zumindest bis zur nächsten US-Wahl im November 2020 unterstützen. Eines sei aber klar: Langfristig wird er ohne die USA nicht sehr wirksam sein.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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