Gemeinsamer Erfolg macht erfolgreicher

Der Erfolg hat viele Väter, laut einer neuen Studie wurde ein Faktor aber bisher unterschätzt. Fußballteams sind demnach umso erfolgreicher, je mehr sie in der Vergangenheit gemeinsam gewonnen haben.

Nicht die besten, sondern die „richtigen“ Spieler hatte Ex-Teamchef Josef Hickersberger nach Eigenaussage für die Europameisterschaft 2008 einberufen – wofür er nachher oft kritisiert wurde. Die Studienautoren, zu denen auch Julia Neidhardt vom Forschungsbereich E-Commerce der Technischen Universität (TU) Wien gehört, geben Hickersberger nun auf bestimmte Weise nachträglich Recht.

Die Studie

“Prior shared success predicts victory in team competitions”, Nature Human Behaviour, 3.12.2018

Denn seine Spielerauswahl folgte dem Prinzip „Das Team ist der Star“ – und das findet die Zustimmung von Neidhardt. „Der größte Teil des Erfolgs eines Teams erklärt sich zwar schon durch die individuelle Leistung. Aber wenn Teams aufeinandertreffen, die beide sehr starke Einzelspieler haben, dann gewinnt eher das Team, das schon in der Vergangenheit gemeinsam gewonnen hat“, sagt die Informatikerin gegenüber science.ORF.at.

Vier Sportarten und E-Sport untersucht

Konkret erforscht hat sie das mit Kollegen anhand von Daten aus vier Sportarten (Fußball, Basketball, Cricket, Baseball) und aus der Onlinegaming-Welt (Multiplayer-Kampfspiel „Defense of the Ancients 2“). Beim Fußball etwa analysierten die Forscher die Tore, Torschüsse und Assists aus zehn Jahren der englischen Premiere League und ermittelten daraus die Stärke jedes einzelnen Spielers. Aus dem Durchschnitt der Spielerstärken berechneten sie die Stärke der Mannschaften. Wenig überraschend erwies sich das als jener Wert, anhand dessen sich der zukünftige Erfolg am verlässlichsten abschätzen ließ.

„Aber das ist noch nicht alles“, so Neidhardt. In einer wirklich erfolgreichen Mannschaft sind gute Einzelkönner über möglichst viele gemeinsame Erfolge zu einem Team zusammengewachsen. Gerade im Spitzensport, wo das individuelle Können durchgehend hoch ist, komme der kollektiven Erfahrung eine messbar höhere Bedeutung zu, so die Wissenschaftlerin.

Zur Überraschung der Studienautoren zeigte sich der Effekt auch in einer Sportart wie Baseball, bei der es in wichtigen Spielphasen viel stärker auf die Leistungen einzelner Spieler, wie der Werfer (Pitcher) oder der Schläger (Batter), ankommt. Der Befund sei also „sehr robust“. Das lasse „vermuten, dass auch in anderen Bereichen, abseits des Sports, ähnliche Effekte auftreten“, erläuterte Neidhardt.

Gegenbeispiel Bayern

Dass das Prinzip „je länger ein Team gewinnt, desto eher gewinnt es wieder“, seine natürlichen Grenzen hat, beweist etwa Bayern München. Sechsmal hintereinander ist die Mannschaft deutscher Meister geworden, in der aktuellen Saison schwächelt sie. Über die physikalischen Grenzen – das Team gilt als eher überaltert – des Prinzips kann die aktuelle Studie keine Auskunft geben.

Und auch ob es in Österreichs Fußball wirklich auf die „besten“ oder die „richtigen“ ankommt, ist weiter unklar. Denn an überdurchschnittlicher Qualität der Einzelspieler, wodurch erst das Team zum entscheidenden Erfolgsfaktor wird, leidet er nicht gerade.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, Material: APA

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