Das Vermächtnis von Lonesome George

Lonesome George, die wohl bekannteste Schildkröte der Welt, ist 2012 mit rund 100 Jahren als letzte ihrer Art gestorben. Forscher haben nun ihr Erbgut entschlüsselt: Es gibt Einblick in Gene, die für ein langes Leben verantwortlich sind.

Weil Riesenschildkröten so lange leben, sind sie ideale Modelle für die Altersforschung, etwa um altersbedingte Krankheiten zu untersuchen oder um herauszufinden, welche Gene ein langes Leben begünstigen. Biologen haben dazu das Erbgut zweier Riesenschildkröten genau analysiert und mit jenem von weniger langlebigen Arten verglichen.

"Lonesome George" zu Lebzeiten

AFP

Lonesome George zu Lebzeiten

Für die in der Fachzeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ publizierte Studie haben sie das Genom einer im indischen Ozean heimischen Aldabra-Riesenschildkröte und jenes von Lonesome George, der letzten Pinta-Riesenschildkröte, entschlüsselt. „Wir können noch immer von Lonesome George lernen,“ so Studienautorin Adalgisa Caccone von der Universität Yale in einer Aussendung. Denn das analysierte Erbgut gebe nicht nur einen Einblick in die Evolution der Schildkrötenpopulation auf den Galapagos-Inseln, die Forscher entdeckten auch Genvarianten, die für die langjährige Gesundheit der Riesenschildkröten verantwortlich sein könnten.

Modell für die Altersforschung

Theoretisch haben Tiere, die länger leben, ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Bei Riesenschildkröten, die um die 100 Jahre alt werden, treten aber relativ selten Tumore auf. Wie die Erbgutanalyse zeigt, besitzen die Riesenschildkröten bestimmte Genvarianten, die etwa mit der Reparatur von DNA und mit der Unterdrückung von Krebs in Verbindung stehen - alles Faktoren, die die Gesundheit im Alter beeinflussen. Bei Arten, die nicht so lange leben, würden diese genetischen Besonderheiten nicht vorkommen, so die Forscher. Die untersuchten Genvarianten seien nicht nur für die Lebensdauer, sondern auch für die beeindruckende Größe der Schildkröten verantwortlich.

2014 war "Lonesome George" einbalsamiert in New York zu sehen

APA/dpa

2014 war Lonesome George einbalsamiert in New York zu sehen

Die neu gewonnenen Daten würden helfen, Riesenschildkröten besser zu verstehen und damit andere Populationen besser schützen zu können, so die Studienautoren. Sie sind aber nicht nur für Schildkröten relevant, wie Carlos Lopez-Ortin von der Universität Oviedo in Spanien, Co-Autor der Studie, in einer Aussendung erklärt: „Wir haben interessante Genvarianten gefunden, die bestimmte Kennzeichen der Alterung beeinflussen könnten - das eröffnet neue Wege für die Altersforschung."

Julia Geistberger, science.ORF.at

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