Europäischer Bericht zu Cannabis in der Medizin

Die Europäische Drogenbeobachtungsstelle hat erstmals einen Bericht über die medizinische Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden veröffentlicht. Er liefert einen Überblick über bisher verfügbare Belege zur Wirksamkeit.

Der Bericht „Medical use of cannabis and cannabinoids: Questions and answers for policymaking“ trage der Tatsache Rechnung, dass immer mehr europäische Länder in diesem Bereich politische Strategien und Verfahren entwickeln, hieß es am Dienstag in einer Aussendung der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA).

Cannabis-Zucht

APA/HELMUT FOHRINGER

Viele EU-Länder gestatten inzwischen die medizinische Verwendung von Cannabis oder Cannabinoiden in bestimmter Form oder ziehen eine solche Zulassung in Erwägung. Hinsichtlich der verfolgten Ansätze bestehen allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern, und zwar sowohl in Bezug auf die zugelassenen Produkte als auch auf die rechtlichen Rahmenbedingungen für ihre Bereitstellung. Das Verständnis der vielfältigen nationalen Ansätze sei wichtig, um „in der EU eine fundierte politische Debatte über dieses Thema führen zu können“.

Belege „lückenhaft“

Die unterschiedlichen Ansätze wurden mittels einer Auswahl von Fallstudien aus Drittländern, etwa den USA, Kanada, Australien und Israel beschrieben. Die medizinische Verwendung beziehe sich auf eine Vielzahl von Produkten und Präparaten, die verschiedene Wirkstoffe enthalten und in unterschiedlicher Qualität auf unterschiedlichem Weg verabreicht werden können.

Die EMCDDA kommt zu dem Schluss, dass weitere Forschungsarbeiten und klinische Studien erforderlich sind, um künftig „erhebliche Lücken in den verfügbaren Evidenzdaten“ zu schließen. So sei zwar etwa die Wirkung von Cannabinoiden in der Palliativversorgung teilweise untersucht worden, für die ausreichende Evidenz des therapeutischen Nutzens seien aber größere sowie längerfristig angelegte Studien notwendig. Ähnliches gilt für die Anwendung von Cannabis und Cannabinoiden bei Schlafstörungen, Angststörungen, Depression, oder neurodegenerativen Erkrankungen.

„In den meisten Ländern hat sich im Hinblick auf die Bereitstellung von Cannabis oder Cannabinoide enthaltenden Produkten und Präparaten für medizinische Zwecke im Laufe der Zeit ein Wandel vollzogen, oftmals als Reaktion auf die Nachfrage von Patienten oder Produktentwicklungen“, so EMCDDA-Direktor Alexis Goosdeel. Bei diesem Thema sei es wichtig, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, um eine Grundlage für Evaluierungen und Bewertungen zu schaffen.

science.ORF.at/APA

Mehr zum Thema