Wie man im Spital besser schläft

Wer gut schläft, wird schneller gesund. Gerade im Spital ist es aber meistens schwierig, ruhig und durchgehend zu schlafen. US-Forscher haben nun im Rahmen einer Studie relativ einfache Maßnahmen entwickelt, wie man das Problem in den Griff bekommen kann.

Manche Medikamente müssen im Spital zu einem bestimmten Zeitpunkt verabreicht werden. Wenn es sein muss auch nachts. Bei anderen Patienten und Patientinnen wiederum sind der Blutdruck und die Atmung rund um die Uhr zu überwachen. Im Notfall schlagen die Sensoren und Überwachungsgeräte im Zimmer Alarm. Dass auf den Schlaf des Patienten im Spital oftmals zu wenig Rücksicht genommen wird, berichtet auch der Schlafforscher der Medizinischen Universität Wien, Gerhard Klösch. „Man hat Schmerzen und Probleme mit sich selbst. Dann ist es laut auf der Station, oder man wird während der Nacht immer wieder geweckt, weil etwas passiert ist. Das kennt jeder, der schon einmal im Krankenhaus war, und das wird auch von vielen kritisiert.“

Die Studie

Hospital SIESTA project reduces inpatient sleep interruptions, Journal of Hospital Medicine, 8.1.2019

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch „Wissen aktuell“ am 8.1. um 13.55 Uhr.

Dass es durchaus Möglichkeiten gibt, den Schlaf der Patienten im Spital zu verbessern, haben nun Medizinerinnen und Mediziner in Chicago untersucht. Sie haben einerseits mit den behandelnden Ärzten überlegt, bei welchen Patienten die Überwachung der Vitalfunktionen über Nacht oder eine regelmäßige Medikation nicht notwendig ist und wo es Alternativen gibt. Über ein Jahr hinweg waren rund 1.000 Patienten und Patientinnen an der Studie beteiligt. Im Schnitt verbrachten sie fünf Tage im Spital. Allein die Interventionen der Ärzte führten dazu, dass die nächtlichen Schlafstörungen weniger wurden.

Pflegerinnen und Pfleger entscheidend

Neben deren Maßnahmen ist vor allem das Verhalten des Pflegepersonals entscheidend, so das Ergebnis des einjährigen Versuchs. Vor der Studie wurden sie dazu aufgefordert, wenn möglich mehrere nächtliche Arbeitsschritte zusammenzulegen, bewusst unnötige Schlafunterbrechungen zu vermeiden, Türen zu schließen, sich nicht vor den Zimmern zu unterhalten und auf die Beleuchtung zu achten. Ein kleiner Wegweiser für die Hosentasche, der die wichtigsten Punkte zusammenfasste, sowie tägliche Gruppenbesprechungen sollten die Pfleger und Pflegerinnen immer wieder daran erinnern. Alle Maßnahmen zusammen führten dazu, dass die Zimmer der Patienten in der Nacht im Schnitt sechs Mal weniger betreten wurden.

Die Liste möglicher Störfaktoren und Maßnahmen ergänzt Klösch um den Faktor Zimmernachbar. „Hier sollte man darauf achten, dass Patienten, die in der Nacht öfter betreut werden müssen, nicht im selben Zimmer liegen wie jene, die kaum aufgeweckt werden müssen.“ Die Umsetzung in der Praxis sei aber nicht leicht, gesteht der Schlafforscher am AKH in Wien.

Zudem weist Klösch auf Studien hin, wonach auch der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus einzelner Patienten berücksichtigt werden sollte. „Wenn man mitberücksichtigt, ob jemand ein Morgen- oder Abendmensch ist, kann man effizienter therapieren, also mit geringeren Dosen. Das ist auch bei jeder Schmerztherapie ein wichtiges Thema.“ Wie stark die Schmerzen sind, beeinflusst letztlich auch den Schlaf.

Studie wichtig, aber nicht verallgemeinerbar

Grundsätzlich sende die Studie, so das Fazit von Klösch, ein wichtiges Signal, denn bisher werde das Thema Schlaf im Spitalsalltag zu wenig beachtet. „Der Nutzen dieser Studie ist, dass sie uns das Problem bewusst macht. Auch wir sollten uns überlegen, wie wir den Patienten eine ruhige Nacht garantieren könnten.“ Studien der letzten Jahre zufolge wirkt sich Schlaf nämlich stark auf die Heilung von Patienten aus. Schlafstörungen sind hingegen ein zusätzlicher Stressfaktor für die Psyche und den Körper. „Schon eine Grippe wird schneller los, wer sich entsprechend guten, erholsamen Schlaf gönnt.“

Klösch wie auch die US-Mediziner der Studie selbst geben aber zu bedenken, dass die Studie diverse Lücken hat. So wurden die Patienten gezielt ausgewählt und nicht zufällig ermittelt. Zudem schließen die Forscher zusätzliche Einflussfaktoren für die positive Veränderung der Nachtruhe im Krankenhaus nicht aus. Verallgemeinern kann man das Ergebnis demnach nicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil jeder Patient unterschiedliche Bedürfnisse und jede Abteilung unterschiedliche Voraussetzungen hat. Wie es hier im AKH genau aussieht und wo man etwas verändern könnte, will Klösch demnächst selbst untersuchen. Angefangen mit einer gezielten Patientenbefragung im AKH in Wien.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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