US-Studie: Ältere teilen eher „Fake News“

„Fake News“ können sich schnell verbreiten, aber durch wen eigentlich? Eine Studie zeigt: Im US-Wahlkampf 2016 teilte nicht einmal ein Zehntel der Facebook-User Falschnachrichten. Der Großteil von ihnen war über 65 Jahre alt.

Spätestens seit dem überraschenden Wahlsieg Donald Trumps im Jahr 2016 sind „Fake News“ ein ständiges Thema, ihr Einfluss auf den öffentlichen Diskurs ist umstritten. Politikwissenschaftler der New York University und der Princeton University haben untersucht, wer solche Falschmeldungen eigentlich verbreitet. Weil politisch umkämpft ist, was „Fake News“ überhaupt sind, haben die Forscher den Begriff für die im Fachblatt „Science Advances“ publizierte Studie klar definiert: falsche oder irreführende Inhalte, die absichtlich wie Nachrichten gestaltet sind und deren Ziel es meist ist, Klicks und damit Werbeeinnahmen zu generieren.

Nur 8,5 Prozent teilten „Fake News“

Die Wissenschaftler haben 21 Websites im Internet dementsprechend als „Fake News“-Seiten klassifiziert. Dezidiert parteiische Seiten wie etwa das rechte Portal Breitbart wurden dabei ausgeschlossen. Die Studie fand in drei Wellen von April bis Herbst 2016 statt, also vor der Präsidentschaftswahl.

Von den rund 1.300 Amerikanerinnen und Amerikanern, deren Facebook-Aktivitäten die Forscher analysierten, teilten 8,5 Prozent Links zu den untersuchten „Fake News“-Seiten. Interessant ist der Altersvergleich: Nur drei Prozent der 18- bis 29-Jährigen teilten einschlägige Meldungen, aber elf Prozent der über 65-Jährigen. Ob die Leute wussten, dass es sich bei den von ihnen geteilten Inhalten um Falschnachrichten handelt, wurde nicht erhoben.

Über 65-Jährige eher anfällig

„Wenn Senioren eher Fake News teilen als Jugendliche, muss man natürlich anders vorgehen, um die Verbreitung solcher Meldungen zu reduzieren“, so Studienautor Andrew Guess in einer Aussendung. Die Studienergebnisse zeigten, dass es nicht unbedingt reiche, Medienkompetenz an Schulen zu thematisieren, ergänzt sein Kollege Jonathan Nagler. Vielmehr müsse man sich auch überlegen, wie man ältere Internetnutzer für Falschmeldungen sensibilisieren und ihre digitale Kompetenz verbessern könne.

Die über 65-Jährigen hatten unabhängig von ihrer Bildung, ihrem Einkommen und ihrem Geschlecht vermehrt „Fake News“ auf Facebook verbreitet. Bei der Parteipräferenz zeigte sich aber ein Unterschied: Unter den Republikanern teilten 18 Prozent der Studienteilnehmer Links zu „Fake News“-Seiten, unter den Demokraten nur vier Prozent. Daraus dürfe man aber nicht schließen, dass Konservative grundsätzlich eher „Fake News“ verbreiten, warnen die Autoren. Der Unterschied komme daher, dass die meisten Falschmeldungen, die während des Wahlkampfes 2016 kursierten, dezidiert Pro-Trump oder Anti-Clinton waren. „Und die Leute tendieren natürlich dazu, nur Artikel zu teilen, denen sie zustimmen“, so die Autoren.

Julia Geistberger, science.ORF.at

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