Meister der Selbstinszenierung

Am Samstag ist der 500. Todestag von Kaiser Maximilian I., einem der bis heute populärsten habsburgischen Kaiser. Dass Maximilian I. bis heute in Erinnerung geblieben ist, verdankt er einem ganz besonderen Talent – er gilt als früher Meister der Selbstinszenierung.

Kaiser Maximilian I. war von 1508 bis zu seinem Tod am 12. Jänner 1519 römisch-deutscher Kaiser. Er setzte durch geschickte Heiratspolitik und kriegerische Feldzüge die entscheidenden Schritte für die spätere Habsburgische Großmacht. Er, der wegen seiner Vorliebe für Turniere als „letzter Ritter“ in die Geschichte einging, bewegte sich zwischen Tradition und Fortschritt in einer Zeit voller Umbrüche. Maximilian I. wurde in der Welt des Mittelalters erzogen, und erlebte als Erwachsener die Wende zur Renaissance und früher Neuzeit, die Entdeckung Amerikas, aber auch die Erfindung des Buchdrucks. Letzterer diente ihm als ein entscheidendes Werkzeug zur Selbstvermarktung.

Holzschnitt Maximilians von Albrecht Dürer von 1519

ONB

Holzschnitt Maximilians von Albrecht Dürer von 1519

Popstar aus dem Mittelalter

Kaiser Maximilian I. wurde am 22. März 1459 in Wiener Neustadt geboren. Während sein Vater, Kaiser Friedrich III., eher als zurückhaltende Person galt, setzte sich Maximilian liebend gern in Szene. Er holte bedeutende Künstler, darunter den Maler Albrecht Dürer, Schriftsteller und Architekten zu sich, die ihn mit Portraits, Holzschnitten, Denkmälern und Schriften wie einen Popstar inszenieren sollten, erzählt die Historikerin Katharina Kaska von der Universität Wien: „Er nutzte verschiedenste Methoden und Kanäle, um seine eigene Persönlichkeit, aber auch seine Familie nach außen darzustellen. In diesem Ausmaß war das einzigartig zu dieser Zeit.“

ONB-Ausstellung im März

Katharina Kaska ist Kuratorin der Ausstellung „Kaiser Maximilian I. Ein großer Habsburger“, die ab 15. März 2019 in der Österreichischen Nationalbibliothek zu sehen sein wird.

Der gerade erfundene Buchdruck verschaffte Maximilian I. ganz neue Möglichkeiten. Er druckte Anordnungen und verteilte Flugblätter, um sich Gehör zu verschaffen. In seinen literarisch-biografischen Werken, dem „Theuerdank“ und auch dem „Weißkunig“, der allerdings erst nach seinem Tod veröffentlich wurde, kam die gute Geschichte vor der biografischen Wahrheit, meint Katharina Kaska. „Im ‚Weißkunig‘ steht zum Beispiel nichts von seinen schulischen Problemen, von denen wir wissen, dass er die tatsächlich hatte, sondern er übertrifft in der Erzählung schon als Knabe alle seine Lehrer und ist in jedem Fach, von Malerei bis Schießkunst, der Beste.“

Aufpolierter Stammbaum

Mit einem teils fiktiven Stammbaum polierte Maximilian seine für seinen Geschmack zu unscheinbaren Vorfahren des Hauses Habsburg auf. Politisch legte er allerdings durch Kriegsführung, aber vor allem mit geschickten Heiratsnetzwerken auch die realen Grundlagen für die Habsburger von der Dynastie zur Weltmacht.

In seiner Wahlheimat Innsbruck verwirklichte er seinen Personenkult mit architektonischen Prunkstücken wie beispielsweise dem „Goldene Dachl“, einem Prunkerker mit 2.657 feuervergoldeten Kupferschindeln – und natürlich auch dem Abbild des Kaisers und seiner Gattin Bianca Maria Sforza sowie ihrer Vorgängerin Maria von Burgund.

Maximilians Selbstinszenierung hatte mehrere Ebenen und wirkte auch lange nach seinem Tod nach, ganz, wie er es sich erhofft hatte. „Es ging ihm dabei einerseits um seine eigene Person, aber auch darum, die Herrschaftsansprüche des Hauses Habsburg in Europa zu stärken“, so Kaska. Letztendlich „fürchtete er sich aber auch davor, bei der Nachwelt in Vergessenheit zu geraten.“ Kaiser Maximilian I. starb 1519 in Wels.

Hanna Ronzheimer, Ö1-Wissenschaft

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