Dreimal mehr Meteoriteneinschläge

In den vergangenen 290 Millionen Jahren hat sich die Häufigkeit von Meteoriteneinschlägen auf der Erde gegenüber der Zeit davor fast verdreifacht. Das zeigen Analysen von Einschlagskratern auf dem Mond.

Erde und Mond werden gleich häufig von Meteoriten getroffen, auf der Erde sind diese Spuren aber vor allem durch Erosion kaum noch zu finden.

Erosion ließ Spuren verschwinden

Der Mond ist mit Einschlagskratern übersät, Hunderttausende davon zernarben seine Oberfläche. Auf der Erde sind dagegen nur rund 190 Einschlagskrater bekannt, mit einer Ausnahme alle jünger als zwei Milliarden Jahre, nur der Vredefort-Krater in Südafrika ist 2,02 Mrd. Jahre alt, schreibt Christian Köberl, Impakt-Forscher an der Uni Wien und Generaldirektor des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, in einem Kommentar zu der aktuellen Arbeit in der Fachzeitschrift „Science“.

Grund dafür sind die Erosion und Sedimentation sowie die Plattentektonik, die auf der Erde die Überreste von Einschlägen abtragen, zudecken bzw. verschwinden lassen. Aus diesem Grund ist auch die Geschichte solcher Ereignisse auf der Erde lückenhaft. So kennt man etwa vergleichsweise wenige Krater, die im Zeitraum vor 650 bis 300 Mio. Jahren entstanden sind.

Die untersuchten "jungen" Mondkrater

A. Parker, Southwest Research Institute

Die untersuchten Mondkrater

111 relativ junge Mondkrater untersucht

„Noch weniger wissen wir über die früheren Impakte auf der Erde und man muss mit sehr diffizilen Methoden sehr genau suchen, um Hinweise darauf zu finden“, sagte Köberl. So hat man in Südafrika und Australien sogenannte Auswurflagen als letzte Spuren von gewaltigen Einschlägen aus der Zeit vor 3,5 bis 2,5 Mrd. Jahren entdeckt. In diesen Lagen finden sich kleine, millimetergroße Kügelchen, die für Meteoriten typische Platinmetalle wie Iridium enthalten. „Die Krater zu diesen Impakten hat man noch nicht gefunden und wird man wahrscheinlich auch nicht finden“, sagte Köberl.

Mangels direkter Hinweise hat das Forscherteam um Sara Mazrouei von der Universität Toronto (Kanada) für ihre Studie den Mond als Spiegel für die Häufigkeit von Einschlägen auf der Erde genommen. Sie verwendeten Infrarot-Aufnahmen der Mondoberfläche von der NASA-Sonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“, um das Alter von 111 relativ jungen Mondkratern mit einem Durchmesser von mehr als zehn Kilometern abzuschätzen.

YouTube-Video: Die Einschläge der 111 Krater samt Musik

Auch Gletscher spielen eine Rolle

Den Ergebnissen zufolge ereignen sich am Mond - und damit auch auf der Erde - seit rund 290 Mio. Jahren deutlich mehr Meteoriteneinschläge als im Zeitraum davor. Die vergleichsweise geringe Zahl von Kratern aus dem Zeitraum vor 650 bis 300 Mio. Jahren geht also offensichtlich auch auf eine geringere Einschlagsdichte in dieser Zeit zurück.

Die Spuren noch älterer Meteoriteneinschläge auf der Erde dürften von den Gletschern ausgelöscht worden sein, die während mehrerer Phasen globaler Vereisung - vor rund 2,3 Mrd. Jahren, 720 Mio. Jahren und 650 Mio. Jahren - die gesamte Erde bedeckt haben, vermuten die Wissenschaftler. „Gemeinsam mit der geringeren Einschlagsrate erklärt das, dass man nur ganze wenige Krater kennt, die älter als 600 Mio. Jahre sind und wir gar nichts haben wir, das älter als zwei Mrd. Jahre ist“, so Köberl.

science.ORF.at/APA

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