Argumente gegen die Impfskepsis

Diese Woche kommt ein Film ins Kino, der in Deutschland bereits für hitzige Diskussionen sorgte. Er stellt zahlreiche impfkritische Thesen auf - jedoch ohne wissenschaftliches Fundament, wie beim Österreichischen Impftag kritisiert wurde.

Angst vor Aluminium in den Wirkstoffen, vor inaktiven Impfungen oder zu vielen Impfungen auf einmal - diese Themen behandelt die Dokumentation von David Sieveking, die am Donnerstag Kinostart in Österreich hat. „Eingeimpft – Familie mit Nebenwirkungen“ ist der Titel des Films, in dem der Regisseur die Zuschauer zu seinen privaten Recherchen zum Thema Impfen mitnimmt und dabei teilweise irritierende Thesen aufstellt.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 21.01., 12:00 Uhr.

Der Film stellt beispielsweise die Frage, ob Lebendimpfstoffe, wie jener gegen Masern, oder sogenannte Totimpfstoffe bzw. inaktive Impfungen, etwa gegen Tetanus, besser bzw. schlechter für das Kindeswohl seien. Hier zitiert „Eingeimpft“ Studien aus Afrika, die gezeigt hätten, dass die Kindersterblichkeit nach Totimpfungen höher sei.

Wissenschaftlich sei diese These jedoch nicht haltbar, kritisiert Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezielle Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien. Nachfolgestudien hätten dem allerdings widersprochen. Die Kindersterblichkeit sei bei allen Kindern gleich hoch, bei geimpften wie ungeimpften Kinder. Es lasse sich also kein Zusammenhang mit einer Impfung herstellen.

Falsche Angst vor Nebenwirkungen

Skepsis verbreitet der Film auch, was die Beigabe von Aluminiumsalzen zu Impfungen betriff, die die Impfwirksamkeit verstärken. Auch das sei irreführend, denn Menschen seien in Ländern wie Deutschland oder Österreich von Beginn an mit Aluminium in Kontakt, kritisiert die Impfexpertin. „Ein Baby hat allein durch die Ernährung 35-Mal so viel Kontakt mit Aluminiumsalzen wie durch die Gesamtanzahl aller Impfungen“, so Wiedermann-Schmidt.

Solche Informationen müssten Ärztinnen und Ärzte, aber auch Apothekerinnen und Apotheker verunsicherten Eltern geben können. „Wir müssen selber Bescheid wissen, um anderen die Furcht zu nehmen“, betont Wiedermann-Schmidt. Denn von vielen Erkrankungen, etwa den Masern, geht ein wesentlich größeres Risiko aus als von der Impfung. Das beklagt auch die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei den Masern konnte man weltweit einen Anstieg von 30 Prozent beobachten, oft mit gravierenden Folgeschäden.

Neuer Impfplan mit bekannten Empfehlungen

Dass Schutzimpfungen zu den wichtigsten und wirksamsten Maßnahmen in der Gesundheitsvorsorge zählen, betont nicht nur die WHO, sondern auch der Österreichische Impfplan, der soeben erschienen ist. Krankheiten wie Kinderlähmung oder Masern, die von Mensch zu Mensch verbreitend werden, könnten bei einer anhaltend hohen Durchimpfungsrate eliminiert werden. Bei den Pocken ist das als einziger Erkrankung bereits gelungen.

Neu ist die Empfehlung, nicht nur ältere Menschen, sondern auch Kinder gegen Grippeviren impfen zu lassen. Die Influenza verursache jedes Jahr 1.000 Todesfälle, darunter seien auch zuvor vollkomen gesunde Kinder, heißt es in einer Pressemitteilung. auch hier gilt: Je mehr Menschen geimpft sind, desto besser kann die Verbreitung der Infektion eingedämmt werden.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

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