E-Zigaretten wirkungsvoller als Nikotinpflaster

Um mit dem Rauchen aufzuhören, greifen viele zu Nikotinpflaster oder -kaugummi. Laut einer neuen Studie wirken E-Zigaretten aber fast doppelt so stark. Ob sie als Mittel zur Raucherentwöhnung taugen, bleibt dennoch umstritten.

Die dampfproduzierenden E-Zigaretten sind zwar deutlich weniger schädlich als Zigaretten, dennoch schaden auch sie der Gesundheit. Ein Team um den Suchtforscher Peter Hajek von der Queen Mary University in London hat die Frage, ob sie sich als Nikotinersatztherapie eignen, nun empirisch untersucht.

Die Forscher ordneten knapp 900 Raucher, die bereit waren aufzuhören, zwei Gruppen zu: Die eine bekam herkömmliche Mittel zur Raucherentwöhnung wie Nikotinpflaster, -kaugummis und –sprays, die andere E-Zigaretten. Am Beginn stand für beide Gruppen ein psychologisches Beratungsgespräch. Nach einem Jahr wurde die dauerhafte Zigaretten-Abstinenz überprüft. Ergebnis: 18 Prozent in der Verdampfergruppe hatten sich das Rauchen von Zigaretten abgewöhnt, mit der Hilfe von Nikotinersatzprodukten waren es knapp zehn Prozent.

Ein Mann "raucht" eine E-Zigarette

APA - Helmut Fohringer

Einschätzung umstritten

Für Studienleiter Peter Hajek ist das Ergebnis ein Beweis, E-Zigaretten in der Raucherentwöhnung einzusetzen. „Bisher war man in der Medizin mit einer entsprechenden Empfehlung sehr vorsichtig, das wird sich nun vermutlich ändern“, glaubt der klinische Psychologe.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 31.3., 13:55 Uhr.

In einem Begleitkommentar zur Studie zeigen sich Belinda Borelli und George O’Connor von der Boston University School of Medicine deutlich zurückhaltender. Der Unterschied zwischen aktuell angewandten Kombinationstherapien und der Wirkung von E-Zigaretten sei gering und die Risiken von E-Zigaretten nicht zu unterschätzen. „Wir wissen, dass ihr Dampf viele Giftstoffe enthält, die menschlichen Zellen schaden können“, sagt O’Connor. „In unsere Lungen gehört nichts anderes als saubere frische Luft“, ergänzt der Präventivmediziner Sven Schneider von Universität Heidelberg.

Viele bleiben bei der E-Zigarette

Ein Wunsch, der bei der aktuellen Studie nicht in Erfüllung gegangen ist. Denn 80 Prozent der per E-Zigarette zur Rauch-Abstinenz gebrachten Personen nutzten zum Zeitpunkt der Überprüfung weiter die Verdampfer. In der Gruppe der Probanden, welche mit Nikotinersatz versorgt worden waren, waren dies nur neun Prozent.

Es gibt international eine heftige Diskussion über die Langzeiteffekte von E-Zigaretten. Auch die Frage, wie man verhindern könnte, dass Jugendliche über E-Zigaretten nikotinsüchtig werden, ist heiß umstritten. Die WHO hat sich bisher zum Stellenwert von E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung nicht festgelegt. Dies wird mit der im Augenblick noch zu geringen und zu wenig belastbaren wissenschaftlichen Evidenz begründet: Es sei bisher noch nicht klar, ob E-Zigaretten Rauchende bei der Entwöhnung eher hindern oder unterstützen.

science.ORF.at/APA

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