Wie Depression und Darmflora zusammenhängen

Dass Darmbakterien mit der Psyche zusammenhängen, ist längst keine neue Idee mehr. Eine neue Studie zeigt: Bei Personen mit Depression fehlen bestimmte Mikroben - möglicherweise ein neuer therapeutischer Ansatz.

In der Studie haben Forscher den Stuhl von mehr als 2.000 Personen analysiert und sich angeschaut, wie sich das Mikrobiom von gesunden und depressiven Menschen unterscheidet. Man fand zwei Bakterienarten, die bei Personen mit diagnostizierter Depression viel seltener vorkamen. Dieser Zusammenhang war unabhängig davon, ob die Erkrankten mit Antidepressiva behandelt wurden. Und man fand ihn bei einer Testgruppe in Belgien sowie in den Niederlanden.

Dass das Mikrobiom Depression bei Menschen beeinflusst, ist damit noch nicht bewiesen, so der Studienautor Jeroen Raes von der katholischen Universität Löwen in Belgien. Es könnte auch sein, dass umgekehrt Depression das Mikrobiom beeinflusst.
Die belgischen Forscher zeigten jedoch, dass Darmbakterien zumindest mit dem Nervensystem kommunizieren können. Sie können nämlich Neurotransmitter produzieren, die im Körper zur Kommunikation zwischen den Nerven dienen; beispielsweise Dopamin oder Serotonin, welche beide eine wichtige Rolle im Gehirn spielen und deren Fehlfunktion mit Depression in Verbindung gebracht wird.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Journal um acht am 26.2. um 8:00

Wenn das Fehlen von bestimmten Bakterien tatsächlich das Entstehen von Depressionen beeinflusst, dann könnte das neue Therapieansätze mit Probiotika eröffnen. Man könnte die fehlenden Bakterien über die Nahrung zuführen. Dies sei aber noch nicht bewiesen und es wird noch viel Arbeit brauchen, bevor man diese Behandlungsmöglichkeit testen kann, so der Bioinformatiker.

Psychosomatischer Ansatz

Ähnlich sieht das auch Medizinerin und Psychotherapeutin Gabriele Moser von der Medizinischen Universität Wien. Sie findet die Forschung interessant, warnt aber davor, zu viel Vertrauen in eine rein medikamentöse Behandlung von Depressionen zu setzen. Sie plädiert für einen psychosomatischen Ansatz. Also wenn, dann Probiotika in Kombination mit Psychotherapie.

Moser forscht an Therapien für das Reizdarmsyndrom, welches mit psychischem Stress in Verbindung gebracht wird. Zur Behandlung vom Reizdarmsyndrom sei Psychotherapie weitaus wirksamer, als die Gabe von Probiotika, so die Medizinerin.

Pablo Graf Ancochea, Ö1-Wissenschaft

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