Hackerangriff auf autonome Autos
Man kann Skanda Vivek nicht nachsagen, dass er fahrerlose Autos ablehnen würde oder sonstwie technophob wäre. Im Gegenteil, der Physiker vom Georgia Institute of Technology ist der Ansicht, dass intelligente Fahrzeuge den Verkehr kostengünstiger und ökologischer machen würden - und nicht zuletzt auch für die gestressten Insassen Vorteile böten. Nur: Wenn Autos online Daten austauschen, dann sind im Prinzip auch parallele Hackerangriffe möglich. Und darüber sollte man besser früher als später nachdenken, betont Vivek nun beim Jahrestreffen der American Physical Society.
Modell: Kollaps in Manhattan
Der Physiker hat mit vier Kollegen folgendes Szenario in ein Computermodell übersetzt: New York ist in der Zukunft angekommen, die Autos fahren allesamt autonom, die unsichtbare Hand der Algorithmen sorgt für reibungslosen Verkehrsfluss durch die rechtwinkelig angeordneten Straßen des „Manhattan street grid“ - bis Hacker das Kommando über einen Teil der Autos übernehmen.

Skanda Vivek/ Georgia Tech
Netzwerkanalyse: totaler Stillstand in New York
Wie Vivek mit Mitteln einer statistischen Methode, der sogenannten Perkolationstheorie, herausgefunden hat, würde bereits eine Cyberattacke auf zehn bis 15 Prozent der Autos zu einem Verkehrskollaps führen, sodass es auch für Polizei und Rettung kaum ein Durchkommen gäbe. Soweit die schlechte Nachricht.
Die gute lautet: Das ließe sich durch eine einfache Maßnahme verhindern, nämlich durch die Aufteilung des Netzwerks in kleinere Einheiten. „Wenn nicht mehr als fünf Prozent aller Vehikel zum gleichen Netzwerk gehören oder die gleichen Protokolle verwenden, dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen stadtweiten Kollaps gering“, sagt Vivek.
Wenn Autos zu rollenden Computern mit Internetanbindung werden, stellen sich letztlich die gleichen Sicherheitsfragen wie bei den heute üblichen Rechnernetzwerken. Der Unterschied sei nur, so Vivek, „dass gehackte Vehikel im Gegensatz zu gehackten Daten auch eine physische Bedrohung darstellen.“ Die Debatte über Risiken autonomer Fahrzeuge dürfe sich jedenfalls nicht nur auf einzelne Unfälle beschränken. Beim Thema Verkehrssicherheit gelte es in Zukunft vielmehr in Netzwerken zu denken.
Robert Czepel, science.ORF.at