1.700 Arten bis 2070 vom Aussterben bedroht
Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Walter Jetz von der Yale University. Der ständig wachsende Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzflächen wirke sich auf die Artenvielfalt aus; natürliche Lebensräume werden stetig verkleinert, beispielsweise durch Straßen zerschnitten, oder sogar vollständig zerstört.
Studie
“Global habitat loss and extinction risk of terrestrial vertebrates under future land-use-change scnearios”, Nature Climate Change, 4.3.2019
Für ihre Studie haben die Ökologen verschiedene globale Szenarien der Landnutzung bis ins Jahr 2070 „durchgespielt“ und untersucht, wie sich diese auf die Lebensräume und damit auf die Gefährdung von insgesamt fast 19.400 Amphibien-, Vogel- und Säugetierarten auswirken.
Geht man von einem gemäßigten Szenario aus, bei dem sich die menschliche Landnutzung nur leicht verändert, verlieren die 1.700 gefährdeten Arten bis zum Jahr 2070 etwa 30 bis 50 Prozent ihres heutigen Lebensraumes. Am stärksten betroffen sind dabei Tierarten in Südamerika, Südostasien und Zentral- sowie Ostafrika. In diesen Regionen ist einerseits die Artenvielfalt sehr groß, andererseits verändert sich dort die Landnutzung besonders stark. So ist etwa die im Südsudan heimische Weißnacken-Moorantilope besonders gefährdet.
Tropische und subtropische Arten besonders betroffen
Im Vergleich dazu sind Tiere in Europa weniger bedroht – das heißt aber nicht, dass man das Problem hier ignorieren kann: „Wenn die Biodiversität in entfernten Regionen zurückgeht, scheint uns das nicht direkt zu betreffen, aber die Konsequenzen können global sein“, so Studienautor Jetz.
Der Verlust von Arten könne das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen und damit auch die menschliche Lebensqualität beeinflussen. “Außerdem ist es die globale Nachfrage, etwa nach tropischen Hölzern oder Palmöl, die diese Verluste antreibt. Daher sind wir alle mitverantwortlich“, so der Ökologe.
Geeignete Lebensräume verkleinert
Die Modelle der Forscher aus Yale berücksichtigen allerdings ausschließlich, wie sich der Lebensraum der Tiere durch die menschliche Landnutzung verändert, andere Einflussfaktoren sind nicht eingerechnet. „Das heißt, der Bedrohungsstatus vieler Arten könnte noch stärker zunehmen, zum Beispiel durch Abnahmen der Populationen als Folge von Klimawandel, Jagd, Epidemien oder Verschmutzung. Andererseits könnte der Bedrohungsstatus aber auch weniger stark zunehmen als modelliert, etwa, wenn sich die Arten an andere Habitate anpassen bzw. neue Verbreitungsgebiete finden, oder durch Naturschutzmaßnahmen“, erklärt Susanne Fritz, Ökologin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main und nicht an der aktuellen Studie beteiligt.
Die Ergebnisse der Studie wurden auch in der Map of Life veranschaulicht, einer interaktiven Karte, in der man den aktuellen Lebensraum der Tiere und dessen prognostizierte Verkleinerung unter den verschiedenen Szenarien nachvollziehen kann.
science.ORF.at