Geringer Frauenanteil behindert Österreichs Forschung

Österreich hat zu wenige Forscherinnen. Auf dieses Manko in der Wirtschaft, Forschungsinstituten und Hochschulen, insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich, machten mehrere in den vergangenen Wochen veröffentlichte Berichte aufmerksam.

Für die OECD wird dadurch das österreichische Innovationssystem behindert, wie es in ihrem Bericht zum heimischen Innovationssystem heißt.

Unter dem EU-Schnitt

Laut Eurostat sind nur 34 Prozent der 283.000 Wissenschaftler und Techniker in Österreich weiblich, womit Österreich zu den Schlusslichtern in der Union zählt. Im EU-Schnitt liegt der Frauenanteil in diesem Bereich bei 41 Prozent. Im österreichischen Hochtechnologie-Sektor sind knapp 18 Prozent der Beschäftigten Frauen, im EU-Schnitt sind es 20 Prozent.

Dem OECD-Bericht zufolge sind in hochinnovativen Unternehmen nur 26 Prozent der im Bereich Forschung Beschäftigten Frauen. Auch der Anteil der Frauen mit Interesse an einer Karriere in den Naturwissenschaften liege deutlich unter dem OECD-Schnitt. „Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Österreich deuten darauf hin, dass im Vergleich zu anderen Ländern die Chance verpasst wurde, das Humankapital von Frauen voll auszuschöpfen“, heißt es in dem Bericht.

Grafik: Frauenanteil in der euopäischen Wissenschaft

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PhD-Studentinnen gezielt fördern

Als „besonders schwach“ stufte jüngst der Fortschrittsreport zum europäischen Forschungsraum (ERA) der EU-Kommission den Anteil der weiblichen PhD- bzw. Doktorats-Absolventen in Österreich ein, der bei 42 Prozent liegt. Dem steht ein Frauenanteil von 56 Prozent bei den Studienanfängern gegenüber.

Sowohl im OECD-Länderbericht als auch im ERA-Fortschrittsreport werden allerdings die Anstrengungen Österreichs hervorgehoben, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Wissenschaft und Technik zu beseitigen. Die OECD empfiehlt aber weitere Maßnahmen, speziell um den Anteil von Frauen in der Unternehmensforschung zu erhöhen.

Um in den öffentlichen Forschungseinrichtungen und Hochschulen geschlechtsspezifische Ungleichheiten weiter abzubauen, sollten unter anderem gezielt Mittel zur Unterstützung von PhD-Studentinnen und von jungen Wissenschaftlerinnen am Beginn ihrer Karrieren vergeben werden.

Anlässlich des Frauentags gibt es u.a. an der Universität Wien einen Schwerpunkt, in dessen Mittelpunkt die Physikerin Lise Meitner (1878-1968) steht. Nach der Uraufführung an der Freien Universität Berlin im vergangenen November zeigt das Portraittheater Wien am 8. März erstmals in Österreich, im Großen Festsaal der Uni Wien, das Theaterstück „Kernfragen“. Das Stück widmet sich Momenten aus Meitners Werdegang und wie sich Arbeitsalltag und Bedingungen von Forschung in politischen Extremsituationen verändern.

science.ORF.at/APA

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