Pflanzliche Kost verlängert das Leben

Es ist nie zu spät, Vegetarier zu werden – oder zumindest den Anteil pflanzlicher Lebensmittel gegenüber tierischen Produkten zu erhöhen. Auch bei Menschen über 50 wirkt sich ein solcher Umstieg noch positiv auf die Lebensdauer aus, wie Forscher aus Harvard zeigen.

Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, sollte auf zu viel Fleisch und tierische Produkte verzichten und stattdessen mehr Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte essen – so weit, so bekannt. Forscherinnen und Forscher um Megu Baden von der Harvard Chan School of Public Health haben nun untersucht, wie sich eine Umstellung auf vermehrt pflanzliche Ernährung auf die Lebensdauer auswirkt – positiv, so das Ergebnis.

Dazu müsse man aber nicht gleich zum strikten Veganer werden: „Über einen längeren Zeitraum hinweg mehr Vollkornprodukte, Obst und Gemüse und dafür weniger Weißmehl, Süßigkeiten, Fleisch und tierische Produkte zu essen, könnte das Risiko senken, an Herz-Kreislauf-Krankheiten zu sterben“, fasst Baden die vorläufigen Ergebnisse ihrer Arbeit zusammen, die bei einer Tagung der American Heart Association präsentiert wurden.

Für gesündere Ernährung ist es nie zu spät

Für die großangelegte Arbeit haben die Mediziner die Gesundheitsdaten von mehr als 47.000 Frauen aus der Nurses Health Study und 25.000 Männern aus der Health Professionals Follow-Up Study zwischen den Jahren 1998 und 2004 analysiert. In diesem Zeitraum sind 22 Prozent der Frauen und ein Viertel der Männer verstorben. Schon in den zwölf Jahren davor - also von 1986 bis 1998 - waren die Ernährungsgewohnheiten der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer regelmäßig erhoben worden. Die Probandinnen und Probanden waren im Schnitt 64 Jahre alt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich auch eine Ernährungsumstellung ab etwa Mitte 50 noch positiv auf die Lebensdauer auswirkt: „Mehr gesunde, pflanzliche Lebensmittel zu essen, reduziert das Sterberisiko - auch bei Menschen, die sich vorher eher ungesund ernährt haben“, so Studienautorin Baden in einer Aussendung.

Qualität ist entscheidend

Auch bei pflanzlicher Ernährung kommt es aber auf die Qualität an, wie die Forscher betonen. Wer sich etwa von Pommes Frites mit Ketchup und gezuckerten Limonaden ernährt, lebt zwar vegan, aber nicht unbedingt gesund. Die Forscherinnen haben daher die Essgewohnheiten in drei Gruppen eingeteilt - pflanzliche Kost allgemein, gesunde und ungesunde pflanzliche Kost.

Verglichen mit jenen, die sich während der zwölf Jahre vor Studienbeginn relativ gleichbleibend ernährten, hatten Probanden, die im gleichen Zeitraum auf eine stärker pflanzlich basierte, aber weder besonders gesunde noch besonders ungesunde Ernährung umstellten, in den folgenden zwölf Jahren ein um acht Prozent niedrigeres Sterberisiko. Bei Teilnehmern, die auf explizit gesunde Pflanzenkost – also zum Beispiel viel Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte - umstiegen, war das Risiko sogar um zehn Prozent kleiner. Das ließe sich etwa erreichen, indem man eine Portion Getreide pro Tag durch Vollkorngetreide ersetzt, oder täglich eine Portion Gemüse oder Obst mehr isst, oder ein zuckerhaltiges Getränk pro Tag weglässt, so die Autoren.

Probanden, die vermehrt ungesunde pflanzliche Lebensmittel konsumierten, also etwa Chips oder vegane Fertigdesserts, hatten hingegen ein um elf Prozent höheres Sterberisiko als jene ohne Veränderungen in ihrem Speiseplan. Öfter auf hochwertige, pflanzliche Alternativen zu setzen kann das Leben demnach verlängern – und dabei macht es laut Studie schon einen Unterschied, täglich eine zusätzliche Portion Gemüse in den Speiseplan zu integrieren.

Julia Geistberger, science.ORF.at

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