Babys erkennen am Lachen, wer befreundet ist

Wie nahe einander zwei Menschen stehen, können Außenstehende an deren Lachen ablesen. Eine Studie zeigt nun, dass bereits Babys im Alter von fünf Monaten erkennen, ob die Lachenden befreundet sind oder nicht.

Lachen ist eine höchst soziale Angelegenheit; das zeigt sich auch darin, dass Menschen in Gesellschaft etwa 30 Mal häufiger lachen als alleine. Es wirkt ansteckend. Und es hängt vom sozialen Kontext ab: Freunde lachen mehr miteinander als Fremde, befreundete Frauen häufiger als Männer.

Die Studie

“Five-months-old infants detect affilation in colaughter”, Scientific Reports, 11.3.2019

Eine Studie der Forscher um Gregory A. Bryant von der University of California aus dem Jahr 2016 ergab darüber hinaus, dass Lachen sogar für unbeteiligte Außenstehende ein Signal sein dürfte. Sie erkennen daran blitzschnell, in welcher Beziehung die Lachenden zueinander stehen und wie sehr sie miteinander verbunden sind. Überprüft wurde das mit kurzen Tonaufnahmen von lachenden Partnern, die Teilnehmern aus 24 Gesellschaften aus allen Weltgegenden vorgespielt wurden. Die soziale Funktion des Lachens geht also offenbar deutlich weiter als zuvor angenommen.

Präferenz für Freunde

In welchem Alter Menschen diese spezielle Fähigkeit erwerben, stand nun im Mittelpunkt einer soeben veröffentlichten Studie, die Bryant gemeinsam mit Athena Vouloumanos durchgeführt hat. Die Forscher haben dafür untersucht, wie fünf Monate alte Kinder auf das gemeinsame Lachen von zwei Erwachsenen reagieren.

Filmausschnitt Experiment mit lachenden Freunden

Athena Vouloumanos, NYU's Department of Psychology

Experiment mit lachenden Freundinnen (Filmausausschnitt)

Im ersten Experiment arbeiteten sie wieder mit Tonaufnahmen: Abwechselnd spielten sie den 24 Babys das Lachen von zwei Freunden oder von zwei Fremden vor. Dem Lachen von Freunden hörten sie länger zu – für Entwicklungspsychologen ist diese längere Aufmerksamkeit ein Zeichen: Kinder signalisieren damit ihre Vorlieben.

Subtile Signale

Im zweiten Experiment verwendeten die Forscher zusätzlich Videos. Auf diesen waren zwei Schauspielerinnen zu sehen, die entweder einander zugewandt waren und lächelten oder sich den Rücken zukehrten. Nachdem die kurzen Filme angehalten wurden, hörten die Kinder entweder lachende Freunde oder lachende Fremde.

In diesem Fall hatten die Forscher vermutet, dass die Babys immer dann länger hinschauen, wenn Bild und Ton nicht zueinander passen. Das drücke ihre Überraschung aus, erklären die Forscher in einer Aussendung zur Studie. Tatsächlich schauten die Kinder länger, wenn es keine Übereinstimmung gab.

Offenbar lernen Menschen schon im Alter von wenigen Monaten, subtile akustische Signale richtig zu deuten. Laut den Autoren könnte das eines der ersten Werkzeuge sein, das Kindern hilft, die komplexe soziale Welt zu verstehen und sich in ihr zurechtzufinden.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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