Einzigartiger Blick auf Saturns „Ravioli-Monde“

Die mittlerweile verglühte Raumsonde „Cassini“ hat der Wissenschaft einige spektakuläre Aufnahmen hinterlassen. Forscher rätseln: Warum sehen die Saturnmonde Pan, Daphnis, Atlas, Pandora und Epimetheus so seltsam aus?

Während die meisten der 62 Saturnmonde in großem Abstand außerhalb des Hauptringsystems um den Riesenplaneten kreisen, ziehen die fünf ungewöhnlichen Körper mit einem Durchmesser zwischen acht und 120 Kilometern als sogenannte Ringmonde innen um den zweitgrößten Planeten des Sonnensystems.

Verdickungen am Äquator

Besonders drei der innersten Saturnmonde sind laut dem Bericht im Fachblatt „Science“ ziemlich eigenartig geformt. Mit ihren wulstartigen Verdickungen entlang des Äquators erinnern Daphnis, Atlas und vor allem Pan an eine italienische Nudelspezialität: nämlich an Ravioli. Während sich Pan und Daphnis innerhalb des von der Erde gut sichtbaren sogenannten A-Rings jeweils eine Umlaufbahn freigeräumt haben, findet sich Atlas am äußersten Rand desselben Rings.

Die Form dreier Saturnmonde erinnert stark an Ravioli

NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Pandora und Epimetheus, beide eher kartoffel- als ravioliförmig, kreisen den Angaben zufolge nur wenig außerhalb des weiter außen angrenzenden, deutlich dünneren und staubreicheren sogenannten F-Rings um den Saturn. Die Messungen aus der letzten Phase der „Cassini“-Mission erlauben nun detailliertere Aussagen zu den Verdickungen am Äquator der drei „Ravioli-Monde“.

Während bei Pan dieser Wulst etwa zehn Prozent des Gesamtvolumens ausmacht, sind es bei Daphnis lediglich ein Prozent, bei Atlas 25 Prozent. In allen drei Fällen ist der Wulst nach Angaben des Max-Planck-Institut für Sonnensytemforschung in Göttingen deutlich glatter und von weniger Kratern durchzogen als der Rest der Oberfläche, was auf ein jüngeres Alter schließen lässt.

Nicht dichter als Kork

Dies gilt auch für die eher flache Äquatorregion des Mondes Pandora. Insgesamt erscheint die Oberfläche der fünf Monde sehr porös, ihre mittleren Dichten sind vergleichbar mit der von Kork. All dies deutet laut MPS auf einen mehrstufigen Entstehungsprozess hin, in dem sich nach und nach lockeres Material aus den Saturnringen am Äquator der Ringmonde ablagerte.

Darunter könnte sich den Wissenschaftlern zufolge ein dichterer Kern verbergen - möglicherweise ein Bruchstück eines größeren Körpers, der einst den Saturn umkreiste und durch Zusammenstöße zerbrach. Die nun publizierten Messungen fanden zwischen April und September 2017 statt, als „Cassini“ zum Ende seiner Mission ein wagemutiges Manöver flog und in den Bereich zwischen dem Planeten und seinem innersten Ring eintauchte.

Die NASA-Sonde verglühte anschließend planmäßig in der Saturn-Atmosphäre. „Cassini“ war im Oktober 1997 gestartet und hatte im Juli 2004 den Ringplaneten erreicht. Rund 13 Jahre zog die Sonde dann ihre Bahnen durch das faszinierende Saturn-System, entdeckte neue Ringe und Monde und enthüllte viele Geheimnisse des riesigen Gasplaneten.

science.ORF.at/APA/AFP

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