Hitzewellen gefährden Delfine

Hitzewellen setzen laut einer neuen Studie Delfinen stark zu: Wenn die Wassertemperaturen deutlich steigen, sterben mehr Tiere und weniger Nachwuchs wird geboren – einige Delfingruppen scheinen allerdings eine Art Gegenstrategie zu entwickeln.

Sie schützen mit Meeresschwämmen ihre Schnauze und können so ins tiefere und kühlere Wasser tauchen.

„Shark Bay“ vor der Westküste Australiens

Die „Shark Bay“ an der Westküste Australiens ist Unesco-Welterbe und unter anderem für ihre Delfine bekannt. Allerdings geraten diese durch die Klimakrise in Bedrängnis. Ein internationales Forschungsteam um Sonja Wild und Michael Krützen von der Universität Zürich hat an Langzeitdaten hunderter Tiere untersucht, welche Folgen eine Hitzewelle von 2011 für die Delfine hatte.

Dabei stiegen die Wassertemperaturen um mehr als vier Grad Celsius über den langjährigen Durchschnitt, wie die Uni Zürich am Montag mitteilte. Die Hitzewelle ließ Seegraswiesen absterben und reduzierte Fischbestände.

Delfinmutter und Kalb in der "Shark Bay"

Sonja Wild

Delfinmutter und Kalb in der „Shark Bay“

Weniger Nahrung, spätere Geschlechtsreife

Die Langzeitdaten aus den Jahren 2007 bis 2017 zeigten, dass die Hitze auch den Delfinen zusetzte: Bei diesen sank die Überlebensrate nach der Hitzewelle um zwölf Prozent, wie die Forschenden im Fachblatt „Current Biology“ berichten.

Außerdem brachten die Weibchen weniger Kälber zur Welt - ein Effekt, der auch noch 2017 bemerkbar war. Dass sich der Fortpflanzungserfolg der Weibchen selbst nach sechs Jahren noch nicht normalisiert hatte, sei äußerst ungewöhnlich, so Sonja Wild. „Das Ausmaß des negativen Einflusses der Hitzewelle hat uns überrascht.“

Mögliche Erklärungen für den geringeren Fortpflanzungserfolg sind sehr wahrscheinlich der Rückgang des Nahrungsangebots, aber möglicherweise auch eine Verzögerung der Geschlechtsreife oder Vernachlässigung der Kälber, die zu einer höheren Sterblichkeit der neugeborenen Jungen führen könnten, schrieb die Hochschule. Die Gründe wollen die Wissenschaftler nun genauer untersuchen.

Delfin über einer Seegraswiese

Simon J Allen, Shark Bay Dolphin Research Alliance

Delfin über einer Seegraswiese

Schnauzenschutz hilft

Manche Delfingruppen waren allerdings weniger betroffen, und zwar die, die dank einer speziellen Technik auch in tieferen Gewässern Nahrung finden können. Delfine nutzen mitunter Meeresschwämme als Schnauzenschutz, wenn sie am Meeresboden nach Futter suchen. Diese Technik ist kulturell erlernt, wird also innerhalb von Gruppen durch Nachahmung weitergegeben.

Durch den Klimawandel werden Hitzewellen häufiger, und zwar nicht nur an Land, sondern auch im Meer. Forschende der ETH Zürich und der Uni Bern hatten unlängst im Fachblatt „Nature“ berichtet, dass sich die Anzahl Hitzetage in den Ozeanen im Jahr 2016 im Vergleich zu 1982 bereits verdoppelt hat. Bei einer Klimaerwärmung um 1,5 Grad gegenüber vorindustrieller Durchschnittstemperaturen würde sich die Zahl versechzehnfachen.

science.ORF.at/sda

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