Die Vision vom guten Leben

Keine Armut, weniger Ungleichheit und saubere Energie: 17 nachhaltige Entwicklungsziele wollen die UNO-Mitgliedsstaaten bis 2030 erreichen. Die Ziele sind breit und erfordern eine breite Beteiligung – auch von den Industriestaaten, betont eine Vertreterin des UNO-Umweltprogramms.

17 Ziele, 169 Unterziele und mehr als 200 Indikatoren: Es ist ein umfassendes und ambitioniertes Programm, auf das sich die UNO-Mitgliedsstaaten 2015 geeinigt haben. „In manchen Bereichen gibt es bereits Fortschritte, in anderen müssen wir uns noch mehr anstrengen“, meint Linxiu Zhang vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen. So sei es beispielsweise noch nicht gelungen, das Artensterben einzudämmen.

Zu breit und widersprüchlich?

Die Ziele sind breit und miteinander verknüpft. Manche sehen das kritisch, Zhang hingegen sieht es als Auftrag. Und zwar als Auftrag alle in die Zielerreichung einzubeziehen. „Es braucht jede und jeden, um die Ziele, die sehr komplex und miteinander verwoben sind, zu erreichen.“ Es sei ein umfassender Katalog, der der Komplexität der Ursachen gerecht wird, meint die Ökonomin und nennt den Bodenschutz als Beispiel. Die Böden seien belastet, auf Grund des Klimawandels, der zunehmenden Urbanisierung und der industriellen Landwirtschaft. Um die Böden zu verbessern, brauche es viele verschiedene Maßnahmen, die eine Lösung gebe es hier nicht.

Veranstaltungshinweis

Am 4. und 5.4. findet an der Akademie der Wissenschaften die internationale Konferenz „Global Sustainable Development Goals in a Mediatized World“ statt.

Kritisiert wird auch, dass manche Ziele einander widersprechen, wie etwa Wirtschaftswachstum und geringer Ressourcenverbrauch. Hier müsse jedes Land abwägen und Kompromisse schließen, sagt Linxiu Zhang, die ein Partnerschaftsprogramm zwischen der UNO und der chinesischen Akademie der Wissenschaften leitet. Die Mitgliedsstaaten sind aufgefordert nationale Maßnahmen zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele zu ergreifen. Dabei gelte es abzuwägen und Prioritäten zu setzen. Jedes Land solle selbst diejenigen Ziele priorisieren, die für seine nachhaltige Entwicklung am drängendsten sind.

Auftrag an die Industriestaaten

Im Gegenzug zum Vorgängerprogramm, den Millennium Development Goals, gelten die nachhaltigen Entwicklungsziele für alle Staaten, also nicht nur für die Entwicklungsländer, sondern auch für die Industriestaaten. Die müssten sogar mehr leisten, sagt Zhang. Denn die reichen Industriestaaten hätten bisher die natürlichen Ressourcen stark in Anspruch genommen. Auch die Länder des globalen Südens hätten nun ein Anrecht auf Entwicklung. Die Ökonomin vergleicht das mit einem progressiven Steuersystem. Auch dort geht man davon aus, dass mehr Wohlstand auch zu mehr Verantwortung führt was die gesellschaftliche Entwicklung anbelangt.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 5.4. um 12:00

Früher ging man davon aus, dass der globale Norden den globalen Süden unterstützen müsse. Das sei mittlerweile überholt, meint Linxiu Zhang. Sie sieht viel Potenzial in Süd-Süd Kooperationen. Denn jede Region habe ihre tradierten Lösungsansätze, auf die es sich zu besinnen gilt und die Länder untereinander teilen sollten. Gerade was komplexe Ziele wie die Bekämpfung des Klimawandels anbelangt brauche es nicht nur top-down, sondern auch bottom-up-Lösungen, also die Einbindung lokaler Gemeinschaften und Initiativen. Im Idealfall schafft man es alle Akteurinnen und Akteure zusammenzubringen: politische Entscheidungsträger und lokale Communities sowohl aus den Ländern des Nordens als auch des Südens. Dann könnte man einen Schritt weiterkommen in der Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele.

Juliane Nagiller, Ö1 Wissenschaft

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