Molekularbiologin gewinnt „Falling Walls Lab Austria“

In nur drei Minuten überzeugen - das ist der in Wien forschende Molekularbiologin Julia Pazmandi gelungen, mit einem Projekt zwischen „Science und Fiction“. Sie wurde zur Siegerin des diesjährigen „Falling Walls Lab Austria“ gekürt.

In drei Minuten auf spannende Weise ein Forschungsprojekt präsentieren, das die Welt verändern könnte: Beim gestrigen „Falling Walls Lab Austria“ an der Technischen Universität Graz präsentierten 14 junge Forscherinnen und Forscher kurz und knackig ihre Ideen. Die Siegerin Julia Pazmandi gewann mit den Worten “Ich möchte die Mauer zwischen Wissenschaft und Fiktion brechen“.

Preisträgerin Julia Pazmandi

Lunghammer/TU Graz

Preisträgerin Julia Pazmandi

Den zweiten Platz belegten Kerstin Rastädter von der TU Wien, die an einer Lösung für Menschen mit Nadelphobie forscht, und David Nderu, der an der Universität Tübingen daran arbeitet, Malaria zu bekämpfen. Den dritten Platz belegte Bianca Grabner von der Technischen Universität Graz.

VR-Brille für Ärzte

Siegerin Julia Pazmandi ist mit ihrem Forschungsprojekt am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Akademie der Wissenschaften angesiedelt. Am dortigen Ludwig Boltzmann Institut für seltene und nicht diagnostizierte Krankheiten arbeitet sie mit einem interdisziplinären Team daran, menschliche und künstliche Intelligenz so miteinander zu verbinden, dass komplexe menschliche Daten besser interpretiert werden können. So könnten seltene Krankheiten besser verstanden und die Heilungschancen vergrößert werden.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 10.4. um 13:55

Dazu entwickelte das Forscherteam ein Gerät, das menschliche Daten auf eine völlig neue Art visualisieren soll. Mit einer Art Virtual Reality Brille sollen Analysewerte aus Gewebs- oder Blutproben für Ärzte und Wissenschaftler in Zukunft dreidimensional aufbereitet werden.

Pazmandi möchte die Daten so präsentieren, dass sie dem Menschen auf intuitive Weise besser verständlich sind. Mit der VR-Brille tauche man quasi in den kranken Körper ein, statt abstrakte Datentabellen zu lesen. „Zwei Dimensionen sind nicht genug, um den menschlichen Körper schnell zu verstehen. Es ist, als betrachte man eine Postkarte, statt das Gebirge von einem Gipfel aus als Panorama zu sehen“.

Für Neugeborene lebensrettend?

Ein Beispiel: Wenn ein Baby mit einer seltenen Krankheit zur Welt kommt, brauchen Ärzte momentan oft Jahre, bis sie die Ursache für die Krankheit gefunden haben. Das liege daran, dass man in der üblichen, zweidimensionalen Aufbereitung, die komplexen Zusammenhänge nicht gut erkennen kann, so Pazmandi.

Preisträger Falling Walls Lab Austria 2019

Lunghammer/TU Graz

Alle Preisträger

Mit der neuen dreidimensionalen Technologie würde diese Zeit auf einige Monate verkürzt und das könnte - gerade Babys - das Leben retten. Die Forscher kombinieren dabei menschliches Einfühlungsvermögen mit künstlicher Intelligenz. Die Forscherinnengruppe um Julia Pazmandi ist interdisziplinär: An der neuen Technologie arbeiten Künstler, Technologen und Molekularbiologen.

Finale in Berlin

Das „Falling Falls Lab“ ist eine Reverenz an den Fall der Mauer in Berlin im Jahr 1989. Er fand zum ersten Mal 2011 in Berlin statt, ist aber mittlerweile ein internationaler Ideenwettbewerb, bei dem jährlich hunderte Jungforscherinnen in über 50 Ländern ihre wissenschaftlichen Projekte präsentieren – in allerdings nur drei Minuten. Die gesellschaftliche Relevanz steht dabei im Vordergrund – es geht darum, wissenschaftliche Innovation zu fördern und die Experten aus den verschiedenen Disziplinen miteinander zu vernetzen.

In Österreich haben sich in diesem Jahr über 30 Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Ländern beworben. 14 kamen in die engere Auswahl. Die vier Bestplatzierten dürfen ihre Forschungsprojekte bei den Technologiegesprächen des Europäischen Forums Alpbachs noch einmal vor einen internationalen Fachpublikum präsentieren. Am 8. November findet dann das große „Falling Walls Lab Finale“ in Berlin statt. Dort wird Julia Pazmandi ihr Forschungsprojekt wieder präsentieren.

Hanna Ronzheimer, Ö1-Wissenschaft

Mehr zum Thema: