Israel landet heute erstmals auf dem Mond

Seit Ende Februar ist die israelische Raumsonde „Beresheet“ auf dem Weg zum Mond. Ihre Anreise zog sich, sie war beschwerlich - und auch die Landung, die für heute 22 Uhr MESZ geplant ist, wird nicht einfach.

Israels Weg zum Mond führte zunächst über Florida. Vom US-Raketenbahnhof Cape Canaveral aus schoss eine Falcon 9 der Firma SpaceX Israels Sonde ins All. Wenige Minuten nach dem Start trennte sich die Sonde erfolgreich von der Trägerrakete und ist seitdem unterwegs zum Mond. „Es gab ein Problem mit einem der Startracker“, muss Yoav Landsman zugeben. Der Israeli ist Systemingenieur bei SpaceIL – dem Unternehmen, das Israels erste Mondsonde auf die Reise geschickt hat.

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Dem Thema widmen sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 11. April 2019 um 13:55 Uhr.

Startracker sind Sensoren, die anhand des Sternenlichts die Position der Sonde im All bestimmen. „Wir haben ihre Empfindlichkeit offenbar unterschätzt“, mutmaßt Landsman. Gestreutes Licht der Sonne habe sie teilweise erblinden lassen. „Daher ist es für uns seitdem etwas schwieriger, die Sonde im All zu navigieren.“

Die Probleme mit den Startrackern konnten die Ingenieure größtenteils beheben, und auch ein ungeplanter Neustart des Bordcomputers während der Mission richtete keinen dauerhaften Schaden an, im Gegenteil: Jetzt läuft alles richtig gut – sogar besser als gedacht.

Simulation des Raumschiffs auf dem Mond

SpaceIL

Simulation der gelandeten Sonde

Zum Mond schrauben

In langgezogenen Ellipsen hat sich Israels Mondsonde seit Ende Februar spiralförmig dem Mond immer mehr angenähert – daher die lange Anreise. Für einen direkten Schuss zum Mond war die Falcon-9-Trägerrakete nicht schubstark genug. Ende vergangener Woche dann war die Sonde nahe genug beim Mond, so dass seine Gravitation sie einfangen konnte. Die Mondschwerkraft hat die Sonde auf eine elliptische Umlaufbahn gezwungen.

Dieser Orbit ist aber zu hoch über der Oberfläche, um von dieser Position aus zu landen. Die Sonde musste in den vergangenen Tagen also noch ein paar kleinere Manöver zur Kurskorrektur durchführen. Jetzt fliegt sie in nur noch 200 Kilometer Entfernung über den Mond. „Dort warten wir jetzt, bis die Landestelle unter uns auftaucht“, so Yoav Landsman.

Während des Abstiegs wird die Sonde ihre Triebwerke als Bremstriebwerke einsetzen. Sie werden einen Gegenschub nach unten, Richtung Mondoberfläche, liefern und so die Geschwindigkeit der Sonde auf nahezu Null reduzieren.

Platz 4 auf dem Mond

Gelingt die Landung, hat die Sonde danach zwei oder drei Tage Zeit, Messungen durchzuführen. Denn Israels erste Landung auf dem Mond ist nicht nur ein Prestigeprojekt: „Wir wollen der Landung auch eine wissenschaftliche Bedeutung geben“, betont Yonatan Weintraub, einer der Gründer von SpaceIL.

„Dazu arbeiten wir mit dem Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rehovot zusammen.“ Diese Einrichtung steuert ein magnetisches Messinstrument zur Mission bei. Mit seiner Hilfe soll die Sonde das Magnetfeld auf der Mondoberfläche messen. „Solche Messungen lassen sich aus der Umlaufbahn nicht anstellen“, erklärt Weintraub, „dazu müssen wir runter auf den Boden.“

Läuft weiter alles nach Plan, dürfte Israel sich am Donnerstag seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Raumfahrt gesichert haben – als die vierte Nation, der es gelang, auf dem Mond zu landen.

Guido Meyer, Ö1-Wissenschaft

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