Lächeln macht doch glücklich

Wer glücklich ist, lächelt. Es funktioniert aber auch umgekehrt, wie die Neuauswertung von 138 Studien zu einer bisher umstrittenen These nun ergab: Lächeln macht zumindest eine Spur glücklicher.

Lächeln, Zornesfalten oder hängende Mundwinkel – Gefühle spiegeln sich im Gesicht. Man kann aber auch nur so tun, als wäre man genervt, traurig oder fröhlich, indem man sein Gesicht entsprechend verzieht - was wiederum den Gefühlshaushalt beeinflusst. Das behaupten nicht nur buddhistische Lebensweisheiten, sondern auch psychologische Theorien.

Demnach reicht ein (gezwungenes) Lächeln und schon fühlt man sich besser. Mit anderen Worten: Vom Schein ist es nicht weit zum Sein. Diskutiert wird der umgekehrte Zusammenhang von Mimik und Gefühlsleben - in der Fachwelt ist er auch als Facial-Feedback-Hypothese bekannt - seit vielen Jahrzehnten, umstritten ist er bis heute. Die Zweifel haben sich verstärkt, nachdem 17 Teams 2016 daran scheiterten, eine der grundlegenden Studien zum Thema zu reproduzieren.

Kein Antidepressivum

Um zu klären, was wirklich an der These dran ist, haben US-Psychologen nun fast die gesamte verfügbare Literatur zum Thema inhaltlich durchforstet und statistisch neu ausgewertet. Die soeben im Fachjournal „Psychological Bulletin“ veröffentlichte Metaanalyse umfasst 138 Einzelstudien mit Daten von ungefähr 11.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 12.4. um 13:55

Das Ergebnis: Gesichtsausdrücke haben tatsächlich einen Einfluss auf manche Gefühle, z.B. auf Ekel und eben auf Glück; bei anderen wie Angst oder Überraschung fanden sich keine Zusammenhänge. Interessanterweise scheint der Einfluss in eigentlich gefühlsarmen bzw. neutralen Situationen am größten zu sein – aus der Sicht der Autoren spricht das besonders für die These.

Die Effekte sind zwar gering, aber signifikant, schreiben die Autoren um Nicholas Coles von der University of Tennessee at Knoxville. „Wir glauben nicht, dass Mensch sich ihr Glück einfach ‘erlächeln‘ können oder dass Lächeln eine schnelle Lösung für Depressionen ist“, so Cole. Aber die Auswertung mache deutlich, dass Körper und Psyche einander tatsächlich beeinflussen.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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