Ernährung hilft gegen Jugendstress

Sozialer Stress schadet dem Hirn und dem Körper, besonders im jugendlichen Alter. Die richtige Ernährung bzw. bestimmte Nährstoffe könnten helfen, die oft langfristigen Schäden auszugleichen. Das legt zumindest eine Studie an Ratten nahe.

Die Jugend ist nicht nur für Menschen, sondern auch für viele Tiere eine kritische Zeit. Nicht nur der Körper verändert sich, auch das Hirn befindet sich im Totalumbau, was sich nicht selten durch auffälliges Verhalten äußert. In dieser Lebensphase ist man zudem besonders anfällig für äußere Einflüsse. Die „falschen“ sozialen Erfahrungen machen ängstlich, anfällig für Depressionen und suchtgefährdet. Studien an Menschen und Ratten zeigen, dass die geistige Leistungsfähigkeit durch sozialen Stress beim Heranwachsen sogar langfristig leidet.

Die Forscher um Gustavo Provensi von der Universitá di Firenze schlagen nun eine - im Vergleich zu langwierigen psychologischen Therapien - recht simple Möglichkeit vor, wie man solche Langzeitfolgen verhindern bzw. ihnen entgegenwirken könnte, nämlich mit der passenden Ernährung. Die sei in der jugendlichen Lebensphase nämlich besonders wichtig; nur mit den richtigen Nährstoffen können sich Körper und Gehirn optimal entwickeln.

Für optimale Entwicklung

Tierstudien zeigen, wie wichtig manche davon für eine gesunde Entwicklung sind, z.B. Omega-3-Fettsäuren. Ein vorgeburtlicher Mangel wird etwa mit neurologischen Defiziten in Verbindung gebracht, was sich unter anderem durch erhöhte Aggressivität, Angst oder Depressionen äußern kann. Auf der anderen Seite scheint eine zusätzliche Gabe von solchen ungesättigten Fettsäuren die emotionalen und kognitiven Folgen von sozialer Ablehnung abzupuffern, das hat z.B. eine Studie an erwachsenen Mäusen ergeben.

Laborratte auf einer Hand

AP Photo/Andre Penner

Auch Ratten sind in ihrer Jugend anfällig für Stress

Ein anderer Nährstoff, der für alle kognitiven Funktionen sehr wichtig sein dürfte, ist laut den Forschern Vitamin A. Weitere Tierstudien legen nahe, dass gerade die Kombination des Vitamins mit zwei bestimmten Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) – beide finden sich z.B. in fettreichen Meeresfischen – besonders wirksam ist. Auch auf die Darmbakterien dürften sich die Nährstoffe positiv auswirken, schreiben die Studienautoren, indirekt nütze das ebenfalls der neurologischen Gesundheit.

Sozial verunsicherte Tiere

Ob man mit der Nährstoffkombination auch jugendlichen Stress bzw. dessen negative Folgen bekämpfen könnte, hat das Team um Provensi nun an Ratten getestet. Um sie sozial zu verunsichern, wurden die jugendlichen Tiere zuerst isoliert und danach täglich mit neuen Käfiggenossen konfrontiert.

Verhaltenstest und Messungen von Blutwerten - direkt nach dem Versuch und später im Erwachsenenalter - bestätigten, dass sich der Stress nachhaltig auswirkt. Unter anderem nahmen die gestressten Tiere weniger zu. Erhielten sie allerdings eine mit Omega-3-Fettsäuren und Vitamin A angereicherte Kost, verschwand der Effekt. Ähnlich waren die Ergebnisse bei Gedächtnistests. Stress schwächte die Erinnerungsfähigkeit, sogar langfristig, mit den Nährstoffen waren diese negativen Folgen nicht mehr nachweisbar. Und wie von den Forschern vermutet, verändert sich durch den Stress auch die Darmflora der Tiere, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin A wirkten hier ebenfalls entgegen.

Stress und emotionale Verunsicherung sind in der Jugend völlig normal, eine falsche Ernährung könne die Schwierigkeit zusätzlich verstärken, sind die Forscher überzeugt. Die richtigen Nährstoffe könnten hingegen einen Ausgleich schaffen und so zumindest langfristige Folgen verhindern. Dafür liefere die Studie deutliche Hinweise, auch wenn das vorerst „nur“ für Ratten gilt.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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