„Studentenfutter“ für das Baby im Bauch

Nüsse sind gesund und stärken das Gedächtnis – das gilt sogar für ungeborene Kinder, wie eine Studie zeigt: Greifen Schwangere häufig zu Nüssen, schneidet der Nachwuchs bei späteren Tests besser ab.

Nüsse sind kleine Nährstoffbomben. Sie enthalten viel Fett und Kalorien, aber auch zahlreiche gesunde Inhaltsstoffe: Proteine, Vitamine, Mineralien und ungesättigte Fettsäuren. Studien zeigen, dass sie das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Krebs senken. Besonders das Hirn scheint von dem einst als Dickmacher bekanntem Lebensmittel zu profitieren: Nüsse sollen vor Demenz und anderen kognitiven Erkrankungen schützen.

Wie die Forscherinnen und Forscher um Florence Gignac vom Barcelona Institute of Global Health in ihrer soeben erschienenen Studie schreiben, liegt es da nahe, dass Nüsse auch dem jungen, sich entwickelndem Gehirn nützen, möglicherweise schon im Mutterleib.

Hirnnahrung

Ob das tatsächlich der Fall ist, hat das Team nun mit Daten aus dem spanischen Infancia y Medio Ambiente (INMA)-Projekt untersucht. Verwendet wurden die Daten von mehr als 2.200 Müttern und dem dazugehörigen Nachwuchs. Im ersten und letzten Schwangerschaftsdrittel wurden die Ernährungsgewohnheiten mit einem Fragebogen erhoben. Ein Unterpunkt befasste sich mit Nüssen und Samen wie Walnüssen, Mandeln, Erdnüssen, Pinienkernen und Haselnüssen; eine Portion entsprach etwa 30 Gramm oder ungefähr einer Handvoll. Zusätzlich erfasst wurden Einflussfaktoren wie BMI, sozialer Hintergrund, Erziehung und andere Lebensgewohnheiten.

Die neuropsychologische Entwicklung der Kinder wurde später durch standardisierte Tests überprüft, im Alter von 18 Monaten, fünf und acht Jahren. Dabei erzielten jene Mädchen und Buben die besten Ergebnisse, deren Mütter im ersten Schwangerschaftsdrittel am meisten Nüsse gegessen hatten, nämlich ungefähr drei Portionen pro Woche – in dieser frühen Schwangerschaftsphase scheinen äußere Einflüsse stärker zu greifen, wie auch andere Studien zeigen. Wurden die Ausbildung und der oft allgemein gesündere Lebensstil der Nüsse essenden Mütter statistisch rausgerechnet, war der Effekt des Nusskonsums zwar etwas geringer, blieb aber signifikant, schreiben die Studienautoren.

Unterschiede im Konsum

Die Ursache vermuten die Forscher in bestimmten Inhaltsstoffen, wie Folsäure sowie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. „Diese Bestandteile reichern sich vor allem im Nervengewebe an, besonders im Frontallappen des Gehirns, das nützt z.B. dem Gedächtnis“, so Gignac in einer Aussendung.

Dabei sind drei Portionen Nüsse pro Woche nicht besonders viel, schreiben die Forscher. Die spanischen Ernährungsrichtlinien empfehlen etwas mehr. Verglichen mit dem restlichen Europa essen die Spanierinnen und Spanier allerdings eher viel Nüsse, nämlich durchschnittlich 4,8 Gramm pro Tag, der durchschnittliche Europäer hingegen nur 2,2 Gramm.

Diese Unterschiede spiegeln sich auch in den nationalen Ernährungsempfehlungen. In Österreich beispielsweise finden sich Nüsse unter dem Punkt „Fette und Öle“, von denen man insgesamt nur ein bis zwei Esslöffel täglich zu sich nehmen soll. Andere Länder und manche Gesundheitsexperten empfehlen hingegen eine ganze Handvoll Nüsse und Samen täglich.

Eva Obermüller, science.ORF.at

Mehr zum Thema