Zweisprachigkeit nutzt Kindern in Gesprächen
Die Wissenschaftler um Anja Gampe und Stephanie Wermelinger von der Universität Zürich ließen für ihre Studie ein- und zweisprachige Kinder Puzzleteile an verschiedenen Orten verstecken. Ihre Interaktionspartner waren zwei Handpuppen, ein Marienkäfer und ein Grashüpfer, die die Puzzleteile anschließend suchten. Die Kinder durften beim Suchen zuschauen und Hinweise geben. Dabei verhielten sich Marienkäfer und Grashüpfer aber unterschiedlich. Der Marienkäfer nahm jeden Tipp dankbar an, der Grashüpfer wollte das Puzzleteil lieber allein finden und lehnte Hinweise ab.
Die Studie
”Bilingual Children Adapt to the Needs of Their Communication Partners, Monolinguals Do Not”, Child Development, 2019
Ein- und zweisprachige Kinder erwiesen sich als gleichermaßen hilfsbereit. Während die einsprachigen Kinder jedoch dem Grashüpfer weiterhin explizit verbale Hinweise gaben, wechselten die bilingualen Kinder oft auf eine nonverbale Strategie: Sie nahmen das Puzzleteil unauffällig aus dem Versteck und platzierten es so, dass der Grashüpfer es selbst finden konnte. Die zweisprachig aufwachsenden Kinder konnten sich also eher an die Bedürfnisse ihres Interaktionspartners anpassen.
„Zweisprachige Kinder reagieren in ihrem Kommunikationsverhalten sensibler auf ihre Gesprächspartner und zeigen eine größere Flexibilität bei der Wahl ihrer Kommunikationsmittel“, so Gampe in einer Aussendung. Einen möglichen Grund dafür sehen die Forscherinnen in der komplexeren Kommunikationswelt, mit der bilinguale Kinder aufwachsen. „Dies könnte dazu führen, dass zweisprachige Kinder die kommunikativen Signale anderer besser verstehen und ihre eigenen Anliegen flexibler und teilweise auch non-verbal vermitteln müssen“, erklärt Wermelinger.
science.ORF.at/APA/sda