Pinguine und Robben düngen die Antarktis

Die Antarktis ist eine recht lebensfeindliche Gegend. Aber wo sich Robben und Pinguine tummeln, gedeiht eine beeindruckende Artenvielfalt. Eine Studie zeigt nun: Das liegt an den Ausscheidungen der Tiere.

Vor allem Stickstoff aus den Exkrementen verteile sich weit über die Grenzen der Tierkolonien hinaus und bilde die Lebensgrundlage unter anderem für Kleintiere wie Insekten und Milben, berichten die Forscher um Stef Bokhorst von der Universität Amsterdam.

Kolonie von Adeliepinguinen in der Antarktis

MARK RALSTON / AFP POOL / AFP

Kolonie von Adeliepinguinen in der Antarktis

„Wir sehen, dass der Kot von Robben und Pinguinen teilweise als Ammoniak verdunstet", erläutert Bokhorst in einer Mitteilung. „Das Ammoniak wird vom Wind ins Inland getragen, gelangt in den Boden und gibt den Stickstoff frei, den Lebewesen brauchen, um in dieser Landschaft zu überleben.“ Insgesamt fanden die Forscher erhöhte Ammoniak-Werte in Arealen, die bis zu 240 Mal größer waren als die eigentlichen Kolonien.

Enorme Artenvielfalt

Das Team hatte für die Studie drei Orte auf der Antarktischen Halbinsel untersucht. Die Halbinsel erstreckt sich weit nach Norden Richtung Südamerika und hat dort ein relativ mildes Klima - im Sommer werden sogar Plusgrade gemessen. Auf den untersuchten Flächen gibt es große Kolonien von Südlichen See-Elefanten (Mirounga leonina) und drei Arten von Pinguinen - Adeliepinguinen (Pygoscelis adeliae), Eselspinguinen (Pygoscelis papua) und Zügelpinguinen (Pygoscelis antarctica).

In der Umgebung der Kolonien, in denen pro Quadratkilometer bis zu 230.000 Pinguine und bis zu 25.000 Robben lebten, analysierten die Forscher Böden, Pflanzen und Tiere. Um besonders große Tierpopulationen fanden sie noch in Entfernungen von mehr als tausend Metern die positiven Effekte der Pinguin- und Robbenverdauung.

Video: Adeliepinguine tauchen ins Wasser

In Moosen und Flechten identifizierte das Team dort im Vergleich zu benachbarten Arealen achtmal mehr wirbellose Tiere wie etwa Springschwänze (Collembola), Milben (Acari) und Fadenwürmer (Nematoda). „Man kann dort Millionen auf einem Quadratmeter finden“, so Bokhorst. „Auf Grasland in den USA oder in Europa sind es nur 50.000 bis 100.000 pro Quadratmeter.“

Die Ergebnisse ermöglichen es den Forschern zufolge, Prognosen auch für andere Teile der Antarktischen Halbinsel zu erstellen. Über Satellitenbilder könne man Tierkolonien erfassen und daraus die Pflanzen- und Tiervielfalt in ihrer Nähe berechnen. Dies könnte eine Alternative zur mühevollen Feldforschung in der unwirtlichen Region bieten. Andere Faktoren wie etwa Temperatur oder Verfügbarkeit von Wasser waren nämlich weit weniger wichtig für den Artenreichtum als die Zahl der Tiere.

science.ORF.at/APA/dpa

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