Klimaschutz und Kampf gegen Hunger

800 Millionen Menschen leiden weltweit Hunger. Die Zahl könnte dramatisch steigen, wenn zu sehr auf Klimapolitik gesetzt wird. Klimaschutz und Ernährungssicherheit müssen aber kein Widerspruch sein, berichten nun Forscher.

Ein Team um Shinichiro Fujimori vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien untersuchte, ob Klimaschutzmaßnahmen die Ernährungssicherheit gefährden. Dies könne durchaus passieren, wenn man sich ausschließlich um den Klimaschutz kümmert, zum Beispiel massiv Biomasse für die Energieherstellung produziert sowie vormals landwirtschaftlich genutzte Flächen aufforstet, und alles andere außer Acht lässt.

Bis zu 160 Millionen Menschen weltweit wären dann zusätzlich vom Hunger gefährdet. Diese „schädlichen Nebenwirkungen“ könne man aber mit geringem finanziellen Aufwand vermeiden, schreiben die Forscher im Fachjournal „Nature Sustainability“. Wenn man 0,18 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts etwa in die Agrarförderung für einkommensschwache Länder steckt und damit Lebensmittelhilfen an von Hunger gefährdete Bevölkerungen organisiert.

Maispflanzen auf einem von Trockenheit und Dürre betroffenen Feld im niederösterreichischen Traismauer am 6. August 2018

APA - Herbert Pfarrhofer

Besser dort anbauen, wo es regnet

Amandine Pastor und Amanda Palazzo vom IIASA analysierten in einer weiteren Studie mit Kollegen, ob man die natürlichen Wasservorkommen weltweit nicht besser schützen könnte, indem man weniger Felder künstlich berieselt. „Bewässerung wird oft als Wunderwaffe für die Ernährungssicherheit angesehen, weil man damit auch in Gegenden und Zeiten ohne ausreichend Niederschlag Ertrag produzieren kann“, erklärte sie.

Der Ressourcenaufwand sei aber immens: 70 Prozent des weltweit entnommenen Frischwassers werden zur Bewässerung von Getreide und anderen Feldfrüchten genutzt, rund 40 Prozent der Lebensmittel stammen von bewässerten Flächen. Viele natürliche Ökosysteme würden dadurch an Wassermangel leiden.

Man könnte sehr wohl mehr Wasser der Umwelt lassen, sagt sie. In manchen Gegenden müsste man dafür aber die Landwirtschaft aufgeben oder die Bewässerung ausschließlich dem Regen überlassen. Um die dadurch entstehenden Verluste auszugleichen, sollte man in niederschlagsreichen Regionen die Produktion steigern und den Handel mit den Feldfrüchten verdreifachen, damit sie gut aufgeteilt werden. Außerdem wäre es sinnvoll, wenn man in regenarmen Gebieten keine Sorten mehr anbaut, die viel Wasser benötigen, sondern auf passendere Varietäten umstellt.

science.ORF.at/APA

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