Wie das „Ibiza-Video“ überprüft wurde

Seit Freitag diskutiert Österreich über das „Ibiza-Video“. Vor Veröffentlichung wurde dieses Video auf seine Echtheit geprüft. Dabei wurde Sichtbares, Hörbares und Unsichtbares untersucht – ob man die Quelle des Videos finden könnte, war nicht Teil der Analyse.

Zum einen haben sich die Forscher auf das Sichtbare konzentriert, so der Leiter der Abteilung IT Forensics am Fraunhofer Institut, Martin Steinebach. Gemeinsam mit seinem Team hat er im Auftrag von „Süddeutscher Zeitung“ und „Spiegel“ untersucht, ob die Räume zum behaupteten Ort der Aufnahme passen, ob also Abendessen und Unterhaltung tatsächlich in einer Villa auf Ibiza stattgefunden haben. „An den Hauswänden gibt es Muster von Steinen. Wenn sie auf Werbefotos der Villa und in den Videoaufnahmen zu sehen sind, dann kann man davon ausgehen, dass ein korrekter Ort angegeben wurde.“ So könne man viele sichtbare Details durchgehen.

Sichtbare, hörbare und unsichtbare Ebenen

Die Datenforensiker haben nicht die gesamte Aufnahme bekommen, sondern mehrere Blöcke mit rund zehn Minuten Länge – genug, um zentrale Stellen auf Schnitte und ungewöhnliche Wiederholungen analysieren zu können: „Hat jemand Material herausgeschnitten, an anderer Stelle hineinkopiert und dadurch Aussagen neu erzeugt oder verfälscht?" Das habe man mit speziellen Algorithmen überprüft.

Ö1 Sendungshinweis:

Über das Thema berichtet auch Wissen Aktuell am 20.5.2019 um 13.55 Uhr.

Neben dem Sichtbaren wurde auch das Hörbare untersucht, das Hintergrundrauschen zum Beispiel: Bleibt es gleich oder gibt es Sprünge in der Lautstärke? Passen Bild- und Tonqualität zu den Geräten, mit denen das Video aufgenommen wurde? Und dann gibt es die unsichtbare Ebene, die Metadaten: Zeitangaben, Dateiformate, Abtastrate – das ist die Häufigkeit, mit der Bilder in Daten umgewandelt werden. „Wenn ich angeblich identische Quellen habe, aber diese Metadaten hin- und herspringen, dann ist das natürlich ein Verdachtsfall. Dann würde man genauer schauen, ob das unterschiedliche Quellen sind, die zusammenkopiert wurden.“

All diese Ebenen wurden am Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie analysiert, das Ergebnis war eindeutig, so Martin Steinebach im Interview mit Ö1: „Wir sind zum Schluss gekommen, dass das alles authentisch ist. Wir konnten nichts Besonderes feststellen.“

Keine Suche nach der Quelle des Videos

Was die Forscher nicht gemacht haben, war nach der Quelle des Videos zu suchen, das war nicht die Aufgabe, so der Datenforensiker. In der Vergangenheit wurden immer wieder Urheber vermeintlich anonymer Videos ausfindig gemacht, weil GPS-Daten oder die Seriennummer eines Geräts eingespeichert waren. „Ich glaube nicht, dass das hier der Fall ist“, so Martin Steinebach. Genau wissen könne er es nicht. Ob die Metadaten von anderen Stellen bereits darauf überprüft worden sind, dazu liegen der Redaktion derzeit keine Informationen vor.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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