Wie die Pest zum Untergang der Antike beitrug
Die Erreger kamen damals bis nach Britannien, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal „Pnas“.
Bis nach Britannien
Die Forscher um Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena (Deutschland) sequenzierten das Erbgut von Pestbakterien (Yersinia pestis) aus menschlichen Überresten dieser Zeit. Es handelt sich dabei wohl um Opfer der „Justinianischen Pestpandemie“, die in frühmittelalterlichen Begräbnisstätten in Deutschland, Frankreich, Spanien und auf den britischen Inseln gefunden wurden. An der Studie war auch Peter Stadler vom Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien beteiligt.
Die Wissenschaftler fanden mehrere verschiedene Pestbakterienstämme, die aber allesamt miteinander verschwägert waren. Außerdem konnten die Forscher erstmals belegen, dass die „Justinianische Pestpandemie“ auch Britannien erreicht hat. Dies konnte man bisher anhand von uneindeutigen Quellen nur vermuten.

CNRS - Claude Raynaud
Pestopfer, das Ende sechsten Jahrhunderts in Südfrankreich in den Ausbruchgraben eines Hauses geworfen wurde
Die Seuche brach zur Regierungszeit des oströmischen Kaisers Justinian (527-565) aus und erregte im Jahr 541 in Ägypten erstmals die Aufmerksamkeit der Geschichtsschreiber. 542 kam die Pestilenz nach Konstantinopel und breitete sich dann rasch im gesamten spätantiken Mittelmeerraum aus. Laut Historikern hat sie wahrscheinlich indirekt verhindert, dass Justinian die weströmischen Gebiete wiedergewinnen konnte und somit das Ende der Antike beschleunigt.
Gegen Ende ihrer Schreckensherrschaft ging den Pestbakterien ein Teil ihrer Gefährlichkeit verloren, berichten die Forscher. Bei den „jüngsten“ Proben fehlten zwei Gene, die den Mikroben im Kampf gegen die Riesenfresszellen (Makrophagen) des Immunsystems helfen. Dies konnten sie auch bei Pestbakterien aus der zweiten Pandemie beobachten, die Europa vom 14. bis zum 18. Jahrhundert heimsuchte und als „Schwarzer Tod“ bekannt ist.
science.ORF.at/APA