Junkfood könnte Allergien auslösen

In Europa nimmt die Zahl der Menschen mit einer Lebensmittelallergie ständig zu. Gleichzeitig steigt der Konsum von Fertiggerichten und Junkfood. Hier könnte es einen direkten Zusammenhang geben, wie eine neue Studie nahelegt.

Erdnüsse, Soja, Weizen und Fisch gehören zu den Lebensmitteln, gegen die Menschen eine Allergie entwickeln können. Nimmt man sie dennoch zu sich, beginnt es im Mund zu brennen, der Rachen juckt, und die Zunge schwillt an. Auch zu Bauchschmerzen, Krämpfen und Durchfall kann es kommen, wenn man etwas isst, das man nicht verträgt. Und die Zahl der Betroffenen steigt in Europa: In manchen europäischen Ländern haben bis zu zehn Prozent der Bevölkerung eine Lebensmittelallergie.

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Dem Thema widmete sich auch das Mittagsjournal am 7.6.

Schlechte Ernährungsgewohnheiten

Über die Ursachen dieses Anstiegs weiß man bis dato allerdings relativ wenig. Übertriebene Hygiene könnte eine Ursache sein, Veränderungen im Mikrobiom - der nützlichen Bakteriengemeinschaft im Darm - eine andere. Der Kinderarzt Roberto Berni Canani und sein Team von der Universität Neapel haben nun einen weiteren Ansatz untersucht.

An ihrer Studie, die sie bei der 52. Jahrestagung der European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition vorgestellt haben, nahmen 61 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren teil - eine Gruppe mit Lebensmittelallergien, z. B. gegen Soja oder Erdnüsse, eine Gruppe mit allergischem Asthma und eine gesunde Gruppe. Als Erstes erfassten die Mediziner die Ernährungsgewohnheiten der Kinder. „Und es zeigte sich, die Kinder mit Lebensmittelallergie nahmen wesentlich mehr Fertiggerichte und Junkfood zu sich als die anderen“, so Canani.

Nachweisbar in Essen und Blut

Danach machten die Mediziner einen Bluttest, um die AGE-Konzentration im Körper der Kinder zu messen. AGEs, Advanced Glycation Endproducts, sind Abfallprodukte, die beim Erhitzen von Lebensmitteln und als Stoffwechselprodukt im menschlichen Körper entstehen können. In industriell verarbeiteten Lebensmitteln und Fastfood, etwa von Burgerketten, ist die Konzentration besonders hoch.

„Wir entdeckten, dass auch die Kinder mit einer Lebensmittelallergie sehr hohe AGE-Konzentrationen in ihrer Haut hatten“, so Canani. Daraufhin untersuchten der Kinderarzt und sein Team die AGEs im Labor: Sie konnten zeigen, dass diese chemischen Abfallprodukte die schützende Schleimschicht des Darms verändern und hindurchgehen können. So gelangen sie ins Blut und den restlichen Körper.

Fördert Entzündungsprozesse

Die Mediziner konnten außerdem zeigen, dass die AGEs im Körper Entzündungsprozesse anregen und vermehrt zu allergischen Reaktionen führen. Kommt der Körper eines Allergikers mit bestimmten Lebensmitteln in Berührung, schickt das Immunsystem völlig umsonst seine Antikörper los und reagiert wie bei einer Infektion. Damit wird eine unangenehme, zum Teil sogar lebensbedrohliche allergische Reaktion ausgelöst.

Die negative Wirkung der AGEs könnte erklären, warum immer mehr Menschen unter einer Lebensmittelallergie leiden, sagt Canani. „Überall auf der Welt, wo sich ein westlicher Lebensstil inklusive industriell gefertigter Lebensmittel und Junkfood durchsetzt, beobachten wir einen Anstieg von Lebensmittelallergien“, so der Mediziner.

Regulierung gefordert

Er möchte die Studienergebnisse und weitere Untersuchungen dazu nutzen, die Politik zum Handeln aufzufordern: Es gebe immer mehr Hinweise darauf, dass ein hoher Konsum industriell gefertigter Lebensmittel schwere gesundheitliche Folgen haben könne. Diese reichen von Lebensmittelallergien bis zu chronischen Darmerkrankungen oder Darmkrebs. Hier müsse die Politik in Europa regulierend eingreifen, so Canani, vor allem was die Ernährung von Kindern betrifft.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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