HPV-Risiko steigt mit Sexualpartnern

Hat man in seinem Leben mehr als vier Sexualpartner, ist das Risiko groß, sich mit Humanen Papillomaviren (HPV) zu infizieren - Viren, die in der Folge zu einer Krebserkrankung führen können. Wer genau zur Risikogruppe gehört, wird auch Thema bei der EuroPride 2019 in Wien sein.

Insgesamt 50 Veranstaltungen stehen auf dem Programm der Europride 2019, darunter der „Medical Day“ im EuroPride-Village am Rathausplatz - ein Tag, an dem die Gesundheit von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten, queeren und intersexuellen Menschen im Mittelpunkt steht. Humane Papillomaviren werden dort auch ein Thema sein. Denn eine HPV-Infektion stelle ein Risiko für alle Erwachsenen dar, Frauen genauso wie Männer, Heterosexuelle wie Homosexuelle, sagt Sophie Pils von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien, die an einigen HPV-Impfstudien beteiligt war.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichten auch die Journale am 13.6. um 8.00 Uhr.

Jeder profitiert von Impfung

Gebärmutterhalskrebs ist jene Folgeerkrankung, die am häufigsten mit einer HPV-Infektion assoziiert wird. Frauenärztinnen und – ärzte kontrollieren regelmäßig, ob eine HPV-Infektion vorliegt und ob das Virus die Zellen bereits verändert hat. Liegt eine Krebsvorstufe vor, wird das Gewebe im Regelfall entfernt. Diese sogenannte Konisation erhöht das Risiko für Frühgeburten.

Einen hohen Schutz vor einer HPV-Infektion bekommt man mit der entsprechenden Impfung, die in Österreich für alle Kinder vom 9. bis zum 14. Jahr kostenlos ist. Da die Impfung erst seit 2006 auf dem Markt ist, sind viele Erwachsene ungeschützt. Ihnen rät Pils die HPV-Impfung nachzuholen. „Jeder sollte mittlerweile geimpft sein“, so die Gynäkologin. Buben, Mädchen, Männer, Frauen, bei bestehender Infektion, nach einer Infektion, nach einer Konisation, bei der die Krebsvorstufen entfernt wurden - jeder profitiere von der Impfung, erläutert Pils und verweist auf aktuelle Studienergebnisse.

Zahl der Sexualkontakte ausschlaggebend

Über 99 Prozent der HPV-Infektionen werden durch Geschlechtsverkehr verursacht. Ein Kondom schützt nur bedingt vor einer Ansteckung, zu etwa 80 Prozent, da das Virus über intensiven Hautkontakt übertragen wird. Für das Ansteckungsrisiko gebe es mittlerweile Schätzungen, sagt Pils. „Wer in seinem Leben weniger als vier Sexualpartner hatte, hat ein geringes Risiko, sich mit HPV zu infizieren“, so die Gynäkologin. Zwischen vier und zehn Sexualpartnern sei die Wahrscheinlichkeit groß, bei mehr als zehn Sexualpartnern geht man von einer fixen HPV-Infektion aus.

Dabei handle es sich zwar um retrospektive Analyse, aber diese Durchschnittswerte gelten für Frauen genauso wie für Männer. Denn neben Gebärmutterhalskrebs kann HPV auch Karzinome in Mund und Rachen auslösen, im Analbereich und auf dem Penis.

Kein HPV-Screening bei Männern

„Das Problem ist, dass man Männer nicht wirklich auf HPV screenen kann“, so Pils. Der HPV-Test im Penis des Mannes sei oft nicht aussagekräftig, also falsch-negativ. Männer seien hier definitiv unterversorgt. „Viele suchen erst eine Ärztin oder einen Arzt auf, wenn Läsionen wirklich sichtbar sind und Beschwerden machen“, ergänzt die Medizinerin. Bei Läsionen handelt es sich um Veränderungen im Gewebe, bei denen es sich bereits um eine Krebsvorstufe oder sogar ein Karzinom handeln kann, das großflächig operativ entfernt werden muss. Homosexuelle Männer zählen hier zu den Hochrisikogruppen, da im Analbereich die Viruslast am höchsten ist. Ihnen empfiehlt Pils sich auf jeden Fall impfen zu lassen.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

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