Wo der Mainstream-Pop (nicht) beliebt ist

Japaner lieben Mozart, Briten mögen ganz normale Popmusik – und in Finnland ist Schwermetall ganz groß: Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie über musikalische Vorlieben.

Christine Bauer und Markus Schedl vom Institut für Computational Perception der Universität Linz hatten für ihre Studie Streamingdaten der Plattform Last.fm untersucht. Die 53.000 Nutzer aus 47 Ländern lassen sich laut Statistik in drei Gruppen einteilen:

Der globale Mainstream dominiert etwa in den USA, Großbritannien und den Niederlanden. Ihren eigenen, sehr länderspezifischen Mainstream kultivieren beispielsweise Finnland, Brasilien oder Russland. In der dritten Gruppe finden sich mit Japan, China oder Indonesien Länder, in denen der weltweite Mainstream zwar große Bedeutung hat, allerdings auch einige Künstler und Bands sehr stark nachgefragt sind, die aus der Rolle fallen.

Viel über die Präferenzen verrät der Blick auf die Ausreißer in einzelnen Ländern. So wurde im Untersuchungszeitraum in Japan beispielsweise die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart im Durchschnitt doppelt so häufig aufgerufen wie in anderen Ländern. Ausreißer nach oben verzeichnen in Japan etwa auch die US-Band Green Day und die beiden isländischen Acts Sigur Ros und Björk. In Brasilien wiederum sind Alternative- oder Metal-Bands überdurchschnittlich beliebt - aber auch Popstars wie Britney Spears, Christina Aguilera und Avril Lavigne.

Harte Finnen

Sehr eigenständige Vorlieben haben laut Analyse die Finnen: Am deutlichsten über dem internationalen Schnitt liegen hier fast durchwegs Bands aus dem Heavy Metal-Bereich, Rammstein etwa oder auch In Flames und Megadeth. Der kanadische Rapper Drake - seine Abrufzahlen auf Streamingdiensten sprengten weltweit im vergangenen Jahr die 50-Milliarden-Marke - landet bei den finnischen Last.fm-Nutzern indes unter ferner liefen.

Musiker Dave Mustaine schüttelt beim Gitarrensolo seine Mähne

APA/HERBERT P. OCZERET

Dave Mustaine von der Band „Megadeth“

Die Erkenntnisse sollen zur Verbesserung von Musikempfehlungssystemen auf Online-Plattformen verwendet werden. Diese Systeme hätte bisher Probleme, sinnvolle Vorschläge für Menschen anzubieten, deren Musikgeschmack abseits des Mainstream liege, sagt Bauer. Auch länderspezifische Eigenheiten würden in der Regel nicht berücksichtigt.

Über den Musikgeschmack der Österreicherinnen und Österreicher können die Forscher übrigens keine verlässlichen Aussagen machen. Der Grund: Das verfügbare Datenmaterial war für die Statistik zu spärlich.

science.ORF.at/APA

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