HIV: Gentherapie heilt Mäuse

HIV-Infektionen lassen sich heute relativ gut behandeln, aber immer noch nicht heilen. Mit einer neuartigen Kombination aus High-Tech-Medikamenten und Gentechnik haben Forscher nun Mäuse gänzlich vom Virus befreit.

Dank der antiretroviralen Therapie ist eine HIV-Infektion heute nicht mehr unmittelbar lebensbedrohlich. Durch eine geeignete Kombination mehrerer Wirkstoffe hindert man das Virus daran, sich zu vermehren. Der Ausbruch von AIDS wird dadurch verhindert oder zumindest verzögert. Der große Nachteil: Die Medikamente müssen ein Leben lang genommen werden; denn sobald man sie absetzt, können sich die Viren wieder ungehindert vermehren.

Eine echte Heilung ist noch nicht in Sicht, trotz vereinzelter Erfolgsmeldungen in jüngster Vergangenheit. Die in diesen Fällen verwendete Behandlung eignet sich derzeit jedoch nur für bereits schwer erkrankte Patienten. Die dabei notwendige Stammzellentransplantation ist für ansonsten gesunde HIV-Infizierte nämlich viel zu riskant.

Genetische Eingriffe

Manche Forscher arbeiten an einem anderen Ansatz. Auch sie wollen das HI-Virus nicht nur in Schach halten, sondern endgültig eliminieren, und zwar mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas9. Die HIV-DNA schlummert nämlich direkt im Erbgut von Immunzellen. Von dort aus kann es immer wieder zuschlagen, wenn man es nicht von ebendort entfernt.

Schon vor drei Jahren ist es dem Team um Kamel Khalili von der Lewis Katz School of Medicine at Temple University gelungen, mit Hilfe des CRISPR/Cas9-Systems zuvor eingebaute HIV-Sequenzen aus Mäusezellen zu vertreiben; immerhin aus mehr als 95 Prozent der infizierten Zellen. Seitdem arbeitet das Team an einer Weiterentwicklung der Methode.

Kombiniert mit High-Tech-Medikament

Um sie noch effizienter zu machen, wurde sie nun mit eine anderen - ebenfalls relativ neuen – medikamentösen Behandlung kombiniert. Diese verwendet zwar bekannte Wirkstoffe aus der antiretroviralen Therapie, sie werden aber anders verabreicht. Die in kleine Nanokristalle verpackten Medikamente haben eine verzögerte Wirkung, über einen längeren Zeitraum werden sie in kleinen Mengen im Körper wirksam. Das kann die Effizienz der etablierten Therapie deutlich verbessern.

Für ihr neue Studie haben Khalili und seine Kollegen HIV-infizierte Mäuse zuerst mit diesen neuartigen Präparaten behandelt. Erst dann wurde die Genschere angewandt. In zwei Testreihen erhielten insgesamt 13 Mäuse die Kombinationstherapie. Bei fünf Tieren war das Virus auch nach fünf Wochen nicht mehr nachweisbar. Normalerweise findet man im Mäuseblut schon fünf bis elf Tage nach einer medikamentösen Therapie wieder Viren. Das war auch bei den Mäusen, die in der aktuellen Studie nur eine der beiden Behandlungen erhalten hatten, der Fall.

Bis ein derartiger Ansatz an Menschen getestet werden kann, werden allerdings noch einige Jahre vergehen. Nicht zuletzt deshalb, weil rund um die Genschere auch noch viele ethische Fragen ungeklärt sind.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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