Das Erfolgsgeheimnis von Parfüms
Amber, Eichenmoos und Zitrone ist demnach die beste Dreierkombination. „Sie erhöht die Chance für ein erfolgreiches Parfüm laut unseren Daten am meisten“, sagt Vaiva Vasiliauskaite vom Imperial College London gegenüber science.ORF.at.
Dieser Duftmix ist etwa in „Chanel Nummer 5“ enthalten, dem wohl bekanntesten Parfüm der Welt. „Aber auch in ‚CK One‘ von Calvin Klein und in ‚Acqua di Giò von Giorgio Armani“, so die Netzwerkforscherin, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Tim Evans soeben eine bisher einzigartige Studie veröffentlicht hat.
APA/AFP/Andrej Isakovic
Der Preis spielt keine Rolle
Darin haben sie zwei riesige Datenmengen miteinander kombiniert. Auf der einen Seite Informationen zu rund 1.000 Bestandteilen von mehr als 10.000 Parfüms, zum anderen Angaben zu ihrer Beliebtheit – ausgedrückt durch knapp 850.000 Kundenbewertungen einer einschlägigen Parfüm-Website.
Studie
“Social Success of Perfumes“, PLOS ONE, 3.7.2019
Ö1-Sendungshinweis
Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 4.7., 13:55 Uhr.
Das Resultat dieser Beliebtheit nennen die Forscher „sozialen Erfolg“ – sie haben keine tatsächlichen Verkaufszahlen untersucht, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sich die „sozial erfolgreichsten“ Parfüms auch am besten verkaufen.
Ein zentrales Ergebnis der Analyse: Ob ein Parfüm erfolgreich ist, hängt nicht davon ab, ob es billig oder teuer ist – ebenso wenig seit wann es existiert. „Das heißt etwa, dass ‚Chanel Nummer 5‘ nicht deshalb so beliebt ist, weil es schon seit fast 100 Jahren auf dem Markt ist“, erklärt Vasiliauskaite gegenüber science.ORF.at.
Die beliebtesten Kombis von Duftbausteinen
Sehr wohl mit der Beliebtheit zu tun haben die konkreten Inhaltsstoffe. Am weitesten verbreitet sind laut der Analyse die Duftnoten Moschus, Jasmin und Bergamotte; jene, die sich am stärksten auf eine positive Bewertung auswirken (aber absolut nicht so häufig vorkommen) Anis, Iriswurzel und Orchidee.
Weit erfolgreicher als diese Einzelbestandteile sind freilich Kombinationen von Duftstoffen – weshalb die beiden Forscher auch Duos und Trios genauer analysierten. Geranie-Lavendel ist demnach die beliebteste Zweier-Kombination, die beliebteste Dreierkombi Eichenmoos-Geranie-Lavendel.
Diese Duftnoten sind in den populärsten Parfüms auch überdurchschnittlich oft vertreten – „etwa in ‚Cool Water‘ von Davidoff, in ‚Rive Gauche‘ von Yves Saint Laurent und in ‚Pour Lui‘ von Oscar de la Renta“, wie Vasiliauskaite aufzählt.
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Gute Geschäftsidee: Jasmin und Minze
Was die beiden Forscher überraschte: Die beliebtesten und erfolgreichsten Duftmischungen sind nicht unbedingt in den Parfums enthalten, die die Kunden und Kundinnen am besten bewerteten. Die Kombination von Jasmin und Minze etwa trug stark zu besseren Bewertungen bei, kommt in den Parfüms auf dem Markt aber gar nicht so häufig vor. Ob das Experimentieren mit Jasmin-Minze eine gute Geschäftsidee für Parfümproduzenten wäre? „Wir gehen davon aus“, sagt Vasiliauskaite.
Dass ein Computer einmal Profinasen ersetzen wird, glaubt die Netzwerkforscherin nicht: „Die Herstellung von Parfüm ist wie eine Kunst; einen Künstler durch einen Algorithmus zu ersetzen, ist schwierig.“ Sie gibt auch zu bedenken, dass für die Studie eine Reihe wichtiger empirischer Fakten nicht berücksichtigt wurden – etwa die Konzentration der Bestandteile in den Parfüms. „Wir haben gewissermaßen nur an der Oberfläche einer künstlichen Nase gekratzt – aber der Anfang ist gemacht.“
Lukas Wieselberg, science.ORF.at