Warum Kakadus so gut tanzen können

Vor mehr als zehn Jahren wurde Kakadu „Snowball“ wegen seiner lustigen Tanzbewegungen zum Internet-Star. Jetzt bescheinigen ihm auch Wissenschaftler außerordentliche Kreativität – und stellen die Frage: Woher hat der Vogel diese krassen Moves?

Begonnen hat alles mit „Another one bites the dust“. Wie der Gelbhaubenkakadu „Snowball“ da auf dem Fauteuil mit ekstatischen Bein- und Kopfbewegungen zur Musik der britischen Rockband Queen abtanzte, hatte schon etwas grandios Witziges an sich. Das entsprechende YouTube-Video, veröffentlicht im Dezember 2007, wurde mittlerweile von mehr als sieben Millionen Menschen gesehen.

Der Vogel fühlt den Beat

Darunter waren wohl auch ein paar Wissenschaftler, denn die bestätigten kurz darauf im Fachblatt „Current Biology“: Ja, der Vogel kann wirklich tanzen. Sollte heißen: Die Synchronisierung mit der Musik war kein Zufall, der Beat fuhr dem Kakadu förmlich durch den Körper.

Diese offizielle Bestätigung der Wissenschaft hätte es angesichts der offensichtlichen Bewegungsfreude von „Snowball“ nicht unbedingt gebraucht, gleichwohl wurde es nach Publikation der Studie noch einmal spannend. Seiner Besitzerin Irena Schulz fiel nämlich auf, dass „Snowball“ bei späteren Tanzeinlagen immer neue Moves entwickelte. Neben dem Fußstampfer etwa auch die Körperwelle, die Wippe und – als Hardrock-Zitat besonders amüsant – den Headbanger mit erhobenem Vogelfuß.

14 Tanzbewegungen sind es insgesamt, berichten nun Forscher und Forscherinnen um den Harvard-Psychologen Aniruddh Patel wiederum in „Current Biology“ – und stellen ebenda die Frage: Woher hat der Vogel diese durchaus an menschliche Tänzer erinnernden Bewegungen?

Im Prinzip wäre es denkbar, dass sie angeboren sind, spielen doch Beinheben und Kopfschütteln auch beim Balzverhalten von Kakadus eine wichtige Rolle. Diese Hypothese verwerfen Patel und sein Team nach Analyse der Tanzeinlagen, zur Motivation „Snowballs“ wurde übrigens neben Queen auch „Girls just want to have fun“ von Cindy Lauper eingespielt – ein Lied, das der Kakadu vorher noch nie gehört hatte.

Spontane Moves - wie beim Menschen

Ebenso verwerfen sie die Vermutung, der Kakadu könnte sich seine Moves von seiner Besitzerin abgeschaut haben oder von ihr sonst wie trainiert worden sein. Bleibt nur noch eine Erklärung: „Snowball“ hat seine Bewegungen spontan entwickelt, er tanzt ganz ähnlich, wie Menschen es tun. Jedenfalls wie diejenigen, die es können.

Und das ist durchaus ungewöhnlich. Die allermeisten Tierarten können nämlich nicht einmal schlecht tanzen, auch Menschenaffen nicht, bei Kakadus und anderen Papageienarten indes hat man ähnliche Auftritte schon öfter beobachtet (Anschauungsbeispiele etwa hier und hier). Patel und sein Team vermuten, dass diese Fähigkeit mit einer anderen Sonderbegabung von Mensch und Kakadu zu tun hat: Beide können singen und neuartige Laute erlernen, ihrem Gehirn ist die Weltoffenheit quasi eingeschrieben - und dieser Umstand macht offenbar beide empfänglich für Rhythmen aller Art.

Bei uns Menschen hat der Tanz freilich auch eine soziale Komponente, im Gewühl macht die Angelegenheit bekanntlich mehr Spaß als allein. Ob das auch bei Papageien so ist, wollen die Forscher in ihrer nächsten Studie herausfinden.

Robert Czepel, science.ORF.at

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